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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

22.05.2012

Meme Challenge 3: Why u no

Die Frage könnte ich eigentlich mir stellen. waurm habe ich es nicht geschafft, das Thema unterzubringen? Es war so schön, alles war in meinem Kopf, alles war gut. Dann schrieb ich, machte eine Pause von zwei Tagen, weil ich noch etwas anderes einschieben musste. Und das Resultat war DAS! Ich mag es, das muss ich ja zugeben, aber das Thema kommt wieder einmal nicht heraus.


Schwankend stand er auf und schaute sich um. Nichts sah so aus, wie es aussehen sollte, doch das konnte noch ein Effekt des Kampfes sein, der gerade erst vorüber gegangen war. In der Luft schwebten kleine glänzende Teilchen wie Sternenstaub neben Zeichen, die sich immer wieder änderten und trotz ihrer Größe und dem Fakt, dass sie beinahe so gegenständlich wirkten wie die Zweige auf dem Boden, nicht berührt werden konnten.
Er sah zu Christie hinüber, die auf dem Boden nach etwas suchte, den kleinen goldenen Käfig hielt sie dabei in der Hand.
„Du musst das Gitter öffnen“, sagte er leise, sogar diese Worte strengten ihn an.
Christie hörte ihn nicht. Sie fand nicht, was sie suchte, wurde hektisch, ließ den kleinen Käfig fallen. Dann blieb sie stehen und rührte sich nicht mehr. Ihre Schultern bebten.
Er, Dan, machte einen wackeligen Schritt auf sie zu, spürte jedoch schnell, dass seine Knie, die ihn gerade einmal aufrecht halten konnten, keine weitere Bewegung zulassen wollten. Er musste bleiben, wo er war, sonst würde er stürzen. Eine kleine Flamme tänzelte um ihn herum, wollte ihm Wärme spenden, also hatte er sie wohl vor kurzem erschaffen. Hatte er das?
Es war alles so schnell gegangen, so verflixt schnell, dass er sich nur noch an Bruchstücke erinnern konnte. Ein Auftrag, der so einfach war, dass zwei Leute ausreichten, um ihn auszuführen. Ein Ziel, dass entgegen der vorhandenen Informationen alles andere als alleine war. Eine Unvorsichtigkeit seitens Christie. Und dann wurde es in Dans Kopf fast schwarz. Sein Körper reagierte in solchen Situationen immerzu nur noch instinktiv, sodass er im Nachhinein schaute, was er getan hatte. Diesmal war das nicht anders.
„Christie, was ist denn?“, sagte er etwas lauter als zuvor, obwohl ihm davon schwindelig wurde.
„Dan?“, ihre Stimme verlieh ihrem Unglauben Ausdruck und ihre feuchten Augen schauten ihn an, als sei er ein Gespenst.
„Es geht dir gut?“, setzte Christie nach einer Pause hinzu.
„Nein“, erwiderte er gerade heraus. Sie zuckte. Er wusste, dass sie genau das nicht von ihm hören wollte, es niemals hatte hören wollen. Bisher hatte es dafür auch keinen Grund gegeben, doch nun war es wohl an der Zeit.
Sie wischte sich eine Träne von der Wange und schaute ihm in die Augen. Wie immer wartete sie nur darauf, dass er ihr sagte, was zu tun war, doch diesen Gefallen würde er ihr nicht mehr tun, hatte es ohnehin schon viel zu lange getan.
„Wie lange kennen wir uns jetzt?“, fragte Dan leise nach und entdeckte einen Stein, auf dem er Platz nahm. Sitzen tat ihm gut.
„Fünf Jahre.“
„Du bist so erwachsen geworden, Kleine, so verdammt stark und zuverlässig. Wie alt warst du damals noch? Vierzehn? Halb verhungert, verängstigt, aber mit einem Durchhaltevermögen wie nur wenige in deinem Alter.“
Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, genau wie auf seinem. Er hatte sie gefunden, während eines Auftrages, der viel zu einfach für ihn gewesen war. Ein abgerissenes Straßenkind ohne Familie, ohne Perspektive. Aber etwas in ihren Augen und in der Art, wie sie mit ihm sprach, hatte ihn dazu gebracht, sie mitzunehmen, sie zu unterrichten, zu seiner Partnerin zu machen. Er hatte damals auch mit vierzehn angefangen.
„Ich habe dich in etwas hineingezogen, was man niemandem antun sollte, und das tut mir so unendlich leid, Christie“, fügte er hinzu. Das Lächeln rutschte von seinem Gesicht und auch sie blickte wieder ernst drein.
„Ich mag es aber so, wie es ist“, erwiderte sie.
„Das weiß ich.“ Und trotzdem hatte er ihr ja beinahe keine andere Wahl gelassen: Entweder sie ging mit ihm in ein neues Heim, mit Essen und Schlafplatz, mit einer Aufgabe, oder sie ging zurück auf die Straße, wo sie nicht annehmen konnte, dass ihr jemand wohlgesonnen war. Nein, Christie hatte keine Wahl gehabt, nicht wirklich.
„Du, Dan, ich… ich habe eine Seele nicht erwischt, sie war zu schnell für mich.“
Seufzend schüttelte er den Kopf.
Es war erst fünf Jahre her, dass er sie in dieses Leben gerissen hatte, mitten in eine Welt hinein, in der die Seelen der Toten gefangen und verkauft wurden. Natürlich nicht legal, solche Dinge waren schon in früheren Zeiten nicht legal gewesen, zu Zeiten von Computern. Die kannte Dan nur aus Geschichten und wusste nicht, was er von ihnen halten sollte. In der Zeit hatte es angefangen, am Anfang des Endes der alten Zeit. Furchtbare Seuchen, furchtbare Kriege um Rohstoffe und Freiheiten – und sein Bund hatte all das recht unbeschadet überstanden. Kapitel war verlorengegangen, doch sie waren als Gewinner hervorgegangen. Sie bauten ihr Netzwerk wieder auf, primitiver als zuvor, weil die Computer fehlten. Eine vernetzte Welt war vom Netz gegangen, kleiner geworden, hatte sich verändert. Die Menschen waren misstrauischer geworden, setzten wenig auf die Freiheiten, um die sie keine zehn Jahre zuvor noch blutige Kämpfe geführt hatten. Jeder war sich selbst der Nächste. So kamen die Jobs rein. Es gab Leute, die aus einer Seele alles mögliche herstellen konnten – kein Geld, niemals Geld, aber so vieles anderes. Wollte man daraus nicht etwas machen lassen, dann behielt man sie und benutzte sie. Seelen waren ein großer Spaß, man konnte sie quälen, man konnte sie gut behandeln – aber nur, solang sie in ihrem kleinen Käfig blieben, in dem sie wieder Gestalt annahmen. Meist die eines Vogels.
„Hast du die anderen Seelen wirklich fangen können? Der Käfig ist immerhin auf den Boden ge-“
„Oh nein!“, stieß Christie auf die Erinnerung hervor, bückte sich und hob den Käfig auf. Leer. Alle Seelen waren entwischt. „Es tut mir leid, Dan, ich habe nicht aufgepasst, ich dachte, du würdest auch bald-“
„Werde ich auch.“
„Was?!“
Er sah das blanke Entsetzen in ihren Augen, das ihn viel mehr schmerzte, als es sollte. Natürlich war er darauf vorbereitet gewesen, denn es war kräftezehrend, die Seelen zu fangen.
„Du musst einen guten Preis mit mir machen, Kleine. Erzähl den Käufern von großen Taten, erzähl ihnen, ich hätte ganze Familien abgeschlachtet, du weißt, solche Seelen verkaufen sich am besten.“
Für den besonderen Kick. Seelen, die man im Käfig hielt, konnte man mit bestimmten Gegenständen hinaus holen, sich ihrer Erinnerungen, Wünsche und Ängste bemächtigen, sie nachempfinden. Man hatte das ganze Leben in der Hand.
„Das kann ich nicht…“
„Das musst du! Achte darauf, dass es jemand ist, der niemals wirklich daran denken würde, etwas nachzuerleben, ansonsten fliegt der Schwindel auf.“
„Dan, ich-“
„Oder verkleide dich so gut, dass man dich niemals wiedererkennen würde. Immerhin musst du meine Seele ganz alleine loswerden, ohne die Hilfe vom Boss. Der wird nichts dagegen sagen, hoffe ich.“
„Ich mach das nicht! Ich muss das auch gar nicht! Wir gehen jetzt weg, sagen, dass ich’s vermasselt hab und dann ist alles wieder gut. Morgen kriegen wir den nächsten Auftrag, bringen ein paar Verbrecher zur Strecke, nehmen ihre Seelen, geben sie ab, verdienen Geld. Alltag.“ Je mehr sie sagte, desto panischer schaute sie sich um, desto schneller redete sie. Sie wusste, dass das, was sie wollte, nicht ging. Nicht mehr.
„Kleine…“, fing er an, sah die Tränen in ihren Augen noch deutlicher als zuvor. Gleich würde sie weinen.
„Du bist doch erst.. wie alt? 33? Du kannst doch noch nicht-“
„Ich kratz ab, sprich es doch aus. Ich bin schon alt.“
„Nein.“
Die Energie, die sie aufwenden mussten, um Seelen zu fangen, kam aus ihren eigenen Körpern, das wusste sie so gut wie er. Und irgendwann kam der Punkt, an dem sie aufgebraucht war. Die meisten ihrer ‚Kollegen‘ starben mit Mitte bis Ende zwanzig. Der älteste war 40 geworden. Der Boss hatte vor dem Punkt aufgehört, an dem es für ihn gefährlich werden konnte, saß nun wie die Bienenkönigin herum und scheuchte alle Diener durch die Gegend. Er war 55.
Dan strich sich mit zittriger Hand durch die kurzen Haare und überlegte. Er war Christies Familie gewesen, ganze fünf Jahre lang. Er hatte ihr richtig lesen beigebracht, weil sich niemand davor darum gekümmert hatte. Er hatte ihr das Feilschen beigebracht, wenn es darum ging, dem Boss vielleicht doch noch ein wenig mehr Geld für die fabelhaften Seelen aus den Rippen zu leiern. Er hatte ihr beigebracht, wie man lautlos und effizient Verbrecher tötete und so selbst zu einem wurde.
„Du solltest Polizistin werden.“
„Ich existiere überhaupt nicht.“
„Verkauf‘ meine Seele, lass von dem Geld ein Zeugnis fälschen. Ein gutes. Mach dich hübsch zurecht, denk dir eine Geschichte aus, nimm dir einen anderen Namen. Du musst weg vom Boss, weg vom Verbrechen.“
„Soll das eine späte Reue sein, Dan? Ich gebe das hier nicht auf, das ist mein Leben!“
„Es ist falsch, ich hätte dich niemals dazu zwingen sollen. Du bist besser als ich, Christie, du könntest es schaffen. Du warst schon immer trotzig und hattest diesen Überlebenswillen. Schon mit vierzehn. Ich bin zu schwach gewesen, aber“ – ein stechender Schmerz breitete sich von seinem Herzen über seinen Körper aus – „du kannst noch was aus dir machen.“
„Ich will aber nicht. Es gefällt mir, wie es ist. Du und ich und unser Zimmer, es ist alles fantastisch.“
„Dass ich mich in meinen letzten Minuten mit dir streiten muss, ist wirklich die Krönung!“, stieß er plötzlich hervor. Wieder zuckte sie. Das Atmen fiel ihm schwer. „Kleine, die anderen nehmen dich gar nicht richtig ernst, weil du immer an meinem Rockzipfel gehangen bist! Sie werden dich gnadenlos über den Tisch ziehen, dir die miesesten Jobs geben und dann stirbst du auch schon. Mir ist es damals gelungen, aus dem Schatten meines Lehrers zu treten, in seinem letzten Jahr hat er sogar getan, was ich ihm gesagt habe! Aber du, du bist einfach zu gut dafür!“
„Und deshalb soll ich zu den Bullen gehen? Die sind korrupt, Dan, du würdest mich von einer kriminellen Bande in die nächste scheuchen, nur, um dein Gewissen rein zu spülen?“
Es war sinnlos, sie würde einfach weiter auf ihrem Standpunkt beharren. Die Tränen waren immer noch in ihren Augen, aber sie konnten die Entschlossenheit nicht verdecken. Nein, keine Entschlossenheit, sondern Sturheit.
„Warum hörst du bloß nicht auf mich?“
„Du hast gerade noch gesagt, ich soll mich emanzipieren!“
„Aber doch nicht so, du musst vernünftig bleiben, du-“ Er hustete, spuckte Blut, sah ihren besorgten Blick.
„Du kannst doch noch nicht sterben, Dan, ich brauche dich!“
„Du bist erwachsen, Kleine. Jetzt musst du nur noch die Selbstständigkeit wiedererlangen, die ich dir genommen habe.“ An jenem Tag vor fünf Jahren, an dem er das Mädchen beiseite genommen hatte, ohne es je wieder gehen zu lassen.



Und es liest sich wieder einmal wie das erste Kapitel von irgendetwas. Das nicht abgeschlossene erste Kapitel. Oder vielleicht der Prolog. Verdammt...
Und die Reihenfolge habe ich auch noch geändert.

1. Problem?

2. Forever Alone
3. FU
4. Why u no
5. You don't say
6. ... u mad?

1 Kommentar:

  1. Wunderschön geschrieben, dein Stil ist einfach klasse. Richtig professionell.
    Man war von Anfang an voll und ganz in der Geschichte drin. Die Situation und die Charaktere hast du richtig toll rübergebracht. Ich bin immer noch ganz baff. Und die Geschichte hört sich mal wieder so interessant an, dass man gerne weiterlesen möchte.

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