Einer meiner liebsten Disney Filme ist jetzt endlich wieder
auf DVD und BluRay zu haben: Susi & Strolch. Die Geschichte sollte
hinreichend bekannt sein und die Fortsetzung, die ich nie gesehen habe, weil
ich Fortsetzungen bei Disney generell skeptisch gegenüber stehe, wollen wir an
dieser Stelle einfach mal vergessen. Der Grund dieses Eintrags ist ganz einfach
einer der größten Streitpunkte bei einer Fülle an Disney Klassikern: die
Synchronisation.
‚Wie bitte?‘, mag der eine oder andere jetzt denken, ‚Was
soll das denn?‘
Genau, was soll das.
1. Was soll es, alte Filme neu zu
synchronisieren?
2. Was bringt es uns, jahrelang darüber zu meckern?
Was ersteres betrifft, habe ich keine wirkliche Ahnung.
Vielleicht, damit es mehr dem Zeitgeist entspricht, oder dem englischen
Original angepasst wird. Vielleicht sogar für die Verständlichkeit. Eine wirkliche
Antwort kann ich hier leider nicht bieten, aber was zweitens betrifft, bin ich
absolut ratlos.
Ja, es ist dumm, wenn die Version, mit der man aufgewachsen ist, plötzlich
durch eine andere ersetzt wird.
Ja, es wäre sehr nett von Disney, die alte Version auf den Markt zu bringen,
aber dazu muss ich immer und immer wieder eines sagen: Leider ist es nicht
erlaubt!
Und bei einigen Filmen kann ich noch nicht einmal nachvollziehen, warum man
nach der alten Version schreit, ohne jemals erhört zu werden. Spontan kann ich zwei
Beispiele nennen:
a) Arielle, die kleine Meerjungfrau – meine Generation ist
wohl mit der Fassung anno 1989 aufgewachsen, in der Sebastian vollkommen
inkorrekt „Unter dem Meer“ gesungen hat (na gut, die englische Version heißt
auch „Under the Sea“, aber im Deutschen macht es einfach keinen Sinn, dass
etwas unter dem Meer ist, oder finde
nur ich das? Unterseeboote lasse ich jetzt mal weg, sonst wird dieser Punkt
schon durch meine eigene Dummheit in der Luft zerrissen).
1998 synchronisierte Disney den Film erneut auf Deutsch, passte ihn an das
Original an und so weiter. Viele, die mit der ersten Fassung aufgewachsen sind,
sperren sich vollständig gegen die neue, möchten nicht einmal hinein hören. Ich
muss zugeben, dass ich nur zwei Lieder gehört habe – das neue „Ein Mensch zu
sein“ („In deiner Welt“) und „Unten im Meer“ (seines Zeichens Nachfolger von „Unter
dem Meer“).
Bei Arielle selbst habe ich nicht viel Veränderung gehört, der Text war mir
nicht geläufig, weil ich das Lied die letzten Jahre auf Englisch gehört habe,
doch wenn ich mich nicht irre, passt er ziemlich gut auf das Original, auch
wenn es hier und da holpert. Es fängt ja schon beim neuen (angepassten) Titel
an. Außerdem ist und bleibt Jodi Benson unerreicht, da ist die Synchro
vollkommen egal!
Schlimm war es, sich an „Unten im Meer“ zu gewöhnen. Die Melodie ist und bleibt
eingängig, doch Joachim Kemmer, der neben Sebastian auch noch Lumiére in „Die
Schöne & das Biest“ und Jafar in „Aladdin“ gesprochen hat, war einfach der,
den ich immer im Ohr hatte – nicht zuletzt durch eine Kassette mit dem
Soundtrack, die abgenudelt ohne Ende ist. Und dann kam Ron Williams. Er kam
wesentlich näher an den jamaikanischen Klang des Originals heran, aber was zum Teufel war das denn?! Unten im
Meer? Und „Küss sie doch“ heißt auf einmal „Nur ein Kuss“? Nein, das ging
natürlich gar nicht! Sich an „Unten im Meer“ zu gewöhnen war nicht weiter
schwierig, aber auch mein Gehör verbindet Rons Dialoge nicht mit dem Charakter.
Schade eigentlich.
Der Film ist wohl das letzte große Beispiel des „Umsynchronisierens“ –
zumindest hat meines Wissens nach kein Film seither eine neue Fassung bekommen.
b) Susi & Strolch – wie eingangs schon erwähnt.
Wie, es gab eine andere Fassung? Genau das war mein Gedanke, wenn ich ehrlich
bin. Aber fangen wir „vorne“ an. Disney schickte mir eine Mail, in der mir
gesagt wurde, ich möge doch bitte den Kauf des Films in Erwägung ziehen – „leider“
befindet er sich schon im Familienbesitz. Jedenfalls schaute ich neugierig auf
Amazon nach, wie viel das denn kostet (20 € als BluRay) und stolperte über die
negativen Bewertungen, die ich mir im ersten Moment nicht erklären konnte. Das
Schlagwort „neu“ in Verbindung mit „Synchro“ rief schon Gänsehaut hervor, bis
der Clou kam: Die „neue“ Synchro ist von 1975. In Worten:
Neunzehnhundertfünfundsiebzig. Das Original ist aus den Endfünfzigern. Im
Klartext bin ich also schon mit dieser ach so schrecklichen Fassung
aufgewachsen – wie bestimmt ein Großteil der Leute, die sich jetzt überlegen,
den Film zu kaufen.
An dieser Stelle kommt ganz eindeutig ein Faktor dazu, den man nicht
unterschätzen darf: Jeder geht von der Fassung aus, die er kennt.
Bei diesem Beispiel wurde vor allem das Wegfallen sämtlicher Dialekte
bemängelt. Jawollja, bei „Susi & Strolch“ wurde in der deutschen Fassung
aus den Fünfzigern auf Dialekte gesetzt, weil es im Englischen auch so ist (ich
gebe jetzt nur wieder, was ich gelesen habe, da ich alte Disneys fast
ausschließlich auf Deutsch kenne). Lady (also Susi) spricht anscheinend im
Stile von Scarlett O’Hara wie eine Dame aus den Südstaaten, was so umgesetzt
worden ist, dass die deutsche Sprecherin von Marilyn Monroe den Part übernehmen
durfte. Andere Charaktere sprachen Österreichisch oder Hessisch! Mal im Ernst,
Marilyn Monroe? Ich fand Susis Stimme immer durchaus passend, garantiert, weil
ich keine andere Stimme an ihr kenne. Und mit Marilyn konnte ich noch nie viel
anfangen. Zu meiner Schande (?) gestehe ich hier, dass ich noch nicht einmal
einen Film mit ihr kenne, nicht einen.
Wie gesagt kommt es auch hier darauf an, was man „seit jeher“ kennt – ein Kommentator
schrieb so wunderbar: „Die Fassung von 1958 kennen ja eh nur noch alte
Mütterchen, die das Hörspiel auf Schallplatte so oft gespielt haben, dass es
kaum noch zu gebrauchen ist“ (jedenfalls sinngemäß).
Damit bin ich immer noch nicht richtig bei meinem zweiten
Punkt angekommen.
Es bringt uns gar nichts, wenn wir uns über Dinge beschweren, die wir nicht
mehr ändern können. Wenigstens in diesem Fall ist es so, dass Disney die alten
Fassungen (ob nun die von „Susi & Strolch“, „Arielle“ oder eine der zwei
[!] von „Schneewittchen“) nicht mehr veröffentlichen kann. Oder darf. Jedenfalls
soweit ich darüber informiert bin.
Auf jede Generation Disney-Fans, die der meckernden folgt, wirkt die Beschwerde
eh etwas merkwürdig – wie ich ganz deutlich an „Susi & Strolch“ erkennen
musste.