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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

10.02.2012

[Synchro]


Einer meiner liebsten Disney Filme ist jetzt endlich wieder auf DVD und BluRay zu haben: Susi & Strolch. Die Geschichte sollte hinreichend bekannt sein und die Fortsetzung, die ich nie gesehen habe, weil ich Fortsetzungen bei Disney generell skeptisch gegenüber stehe, wollen wir an dieser Stelle einfach mal vergessen. Der Grund dieses Eintrags ist ganz einfach einer der größten Streitpunkte bei einer Fülle an Disney Klassikern: die Synchronisation.
‚Wie bitte?‘, mag der eine oder andere jetzt denken, ‚Was soll das denn?‘
Genau, was soll das.
1.  Was soll es, alte Filme neu zu synchronisieren?
2. Was bringt es uns, jahrelang darüber zu meckern?
Was ersteres betrifft, habe ich keine wirkliche Ahnung. Vielleicht, damit es mehr dem Zeitgeist entspricht, oder dem englischen Original angepasst wird. Vielleicht sogar für die Verständlichkeit. Eine wirkliche Antwort kann ich hier leider nicht bieten, aber was zweitens betrifft, bin ich absolut ratlos.
Ja, es ist dumm, wenn die Version, mit der man aufgewachsen ist, plötzlich durch eine andere ersetzt wird.
Ja, es wäre sehr nett von Disney, die alte Version auf den Markt zu bringen, aber dazu muss ich immer und immer wieder eines sagen: Leider ist es nicht erlaubt!
Und bei einigen Filmen kann ich noch nicht einmal nachvollziehen, warum man nach der alten Version schreit, ohne jemals erhört zu werden. Spontan kann ich zwei Beispiele nennen:
a) Arielle, die kleine Meerjungfrau – meine Generation ist wohl mit der Fassung anno 1989 aufgewachsen, in der Sebastian vollkommen inkorrekt „Unter dem Meer“ gesungen hat (na gut, die englische Version heißt auch „Under the Sea“, aber im Deutschen macht es einfach keinen Sinn, dass etwas unter dem Meer ist, oder finde nur ich das? Unterseeboote lasse ich jetzt mal weg, sonst wird dieser Punkt schon durch meine eigene Dummheit in der Luft zerrissen).
1998 synchronisierte Disney den Film erneut auf Deutsch, passte ihn an das Original an und so weiter. Viele, die mit der ersten Fassung aufgewachsen sind, sperren sich vollständig gegen die neue, möchten nicht einmal hinein hören. Ich muss zugeben, dass ich nur zwei Lieder gehört habe – das neue „Ein Mensch zu sein“ („In deiner Welt“) und „Unten im Meer“ (seines Zeichens Nachfolger von „Unter dem Meer“).
Bei Arielle selbst habe ich nicht viel Veränderung gehört, der Text war mir nicht geläufig, weil ich das Lied die letzten Jahre auf Englisch gehört habe, doch wenn ich mich nicht irre, passt er ziemlich gut auf das Original, auch wenn es hier und da holpert. Es fängt ja schon beim neuen (angepassten) Titel an. Außerdem ist und bleibt Jodi Benson unerreicht, da ist die Synchro vollkommen egal!
Schlimm war es, sich an „Unten im Meer“ zu gewöhnen. Die Melodie ist und bleibt eingängig, doch Joachim Kemmer, der neben Sebastian auch noch Lumiére in „Die Schöne & das Biest“ und Jafar in „Aladdin“ gesprochen hat, war einfach der, den ich immer im Ohr hatte – nicht zuletzt durch eine Kassette mit dem Soundtrack, die abgenudelt ohne Ende ist. Und dann kam Ron Williams. Er kam wesentlich näher an den jamaikanischen Klang des Originals heran, aber was zum Teufel war das denn?! Unten im Meer? Und „Küss sie doch“ heißt auf einmal „Nur ein Kuss“? Nein, das ging natürlich gar nicht! Sich an „Unten im Meer“ zu gewöhnen war nicht weiter schwierig, aber auch mein Gehör verbindet Rons Dialoge nicht mit dem Charakter. Schade eigentlich.
Der Film ist wohl das letzte große Beispiel des „Umsynchronisierens“ – zumindest hat meines Wissens nach kein Film seither eine neue Fassung bekommen.

b) Susi & Strolch – wie eingangs schon erwähnt.
Wie, es gab eine andere Fassung? Genau das war mein Gedanke, wenn ich ehrlich bin. Aber fangen wir „vorne“ an. Disney schickte mir eine Mail, in der mir gesagt wurde, ich möge doch bitte den Kauf des Films in Erwägung ziehen – „leider“ befindet er sich schon im Familienbesitz. Jedenfalls schaute ich neugierig auf Amazon nach, wie viel das denn kostet (20 € als BluRay) und stolperte über die negativen Bewertungen, die ich mir im ersten Moment nicht erklären konnte. Das Schlagwort „neu“ in Verbindung mit „Synchro“ rief schon Gänsehaut hervor, bis der Clou kam: Die „neue“ Synchro ist von 1975. In Worten: Neunzehnhundertfünfundsiebzig. Das Original ist aus den Endfünfzigern. Im Klartext bin ich also schon mit dieser ach so schrecklichen Fassung aufgewachsen – wie bestimmt ein Großteil der Leute, die sich jetzt überlegen, den Film zu kaufen.
An dieser Stelle kommt ganz eindeutig ein Faktor dazu, den man nicht unterschätzen darf: Jeder geht von der Fassung aus, die er kennt.
Bei diesem Beispiel wurde vor allem das Wegfallen sämtlicher Dialekte bemängelt. Jawollja, bei „Susi & Strolch“ wurde in der deutschen Fassung aus den Fünfzigern auf Dialekte gesetzt, weil es im Englischen auch so ist (ich gebe jetzt nur wieder, was ich gelesen habe, da ich alte Disneys fast ausschließlich auf Deutsch kenne). Lady (also Susi) spricht anscheinend im Stile von Scarlett O’Hara wie eine Dame aus den Südstaaten, was so umgesetzt worden ist, dass die deutsche Sprecherin von Marilyn Monroe den Part übernehmen durfte. Andere Charaktere sprachen Österreichisch oder Hessisch! Mal im Ernst, Marilyn Monroe? Ich fand Susis Stimme immer durchaus passend, garantiert, weil ich keine andere Stimme an ihr kenne. Und mit Marilyn konnte ich noch nie viel anfangen. Zu meiner Schande (?) gestehe ich hier, dass ich noch nicht einmal einen Film mit ihr kenne, nicht einen.
Wie gesagt kommt es auch hier darauf an, was man „seit jeher“ kennt – ein Kommentator schrieb so wunderbar: „Die Fassung von 1958 kennen ja eh nur noch alte Mütterchen, die das Hörspiel auf Schallplatte so oft gespielt haben, dass es kaum noch zu gebrauchen ist“ (jedenfalls sinngemäß).

Damit bin ich immer noch nicht richtig bei meinem zweiten Punkt angekommen.
Es bringt uns gar nichts, wenn wir uns über Dinge beschweren, die wir nicht mehr ändern können. Wenigstens in diesem Fall ist es so, dass Disney die alten Fassungen (ob nun die von „Susi & Strolch“, „Arielle“ oder eine der zwei [!] von „Schneewittchen“) nicht mehr veröffentlichen kann. Oder darf. Jedenfalls soweit ich darüber informiert bin.
Auf jede Generation Disney-Fans, die der meckernden folgt, wirkt die Beschwerde eh etwas merkwürdig – wie ich ganz deutlich an „Susi & Strolch“ erkennen musste.

3 Kommentare:

  1. Also bei Arielle bevorzuge ich ganz klar die Fassung, mit der ich, wie so viele, aufgewachsen bin. Sei es nun, weil ich einfach dran gewöhnt bin oder aus einem anderen Grund...
    Was Susi und Strolch angeht, muss ich glaube ich wirklich mal nachforschen! Die Kasette stammt von meiner Ma. Von wann die allerdings ist, weiß ich nicht. Es wäre echt lustig, sollte ich tatsächlich mit der deutschen Originalsynchronisation groß geworden sein. xD

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    1. Okay, kurz nachgeforscht, aber es ist doch die 1968er Fassung - war wohl doch etwas weit hergeholt, aber irgendwie hatte ich auch erwartet, dass die zweite Fassung erst wesentlich später, als 12 Jahre rausgekommen ist und dann wäre es wohl hingekommen. :) Dank Youtube, konnte ich nun einen Blick in die "Originalfassung" von 56er Fassung werfen und muss sagen, dass ich die 2. Fassung bevorzuge - irgendwie klingt die erste Fassung durch die andere Sprachart zu sehr nach Theaterstück. Die zweite Version klang/klingt für mich etwas authentischer und natürlicher. Aber das mag wohl auch an Alter und Herkunft liegen... Laut Wikipedia soll es ja noch zwei weitere Fassungen geben...

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    2. Ich habe mir die alte Fassung auch mal auf Youtube angehört und kam damit gar nicht zurecht - wie du schon gesagt hast, klingt es nicht richtig.

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