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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

05.01.2017

[09 Library]

Ich bin zurzeit recht schnell im Schreiben, wie mir heute aufgefallen ist. Schon wieder ein Update für die Challenge? Wie kann das denn sein? Leider erreiche ich das auch dadurch, dass die Beiträge kürzer werden. Solange die Qualität darunter nicht leidet, sollte mir das jedoch egal sein.



Seit Wochen entstaubte Elaine bereits die Regale in der Renaissance-Abteilung der Bibliothek und war froh, dass sie das nicht ewig tun musste. Sie mochte die Renaissance für ihre Kunst, ihre klugen Köpfe. Aber davon hatte sie bei ihrer Arbeit zu wenig, um es genießen zu können. Nur ihre Gedanken konnten zu einem Dürer oder Tizian wandern, wenn sie die Putztücher schwang und nach defekten Büchern Ausschau hielt.
Rob hatte beim Abendessen angedeutet, dass ein gewisser Herr aus Vinci bestimmt wieder dran war, der musste schließlich alle Nase lang restauriert oder komplett neu gemacht werden. Hatte Elaine nur ein wenig Glück, durfte sie das übernehmen. Etwa zwei Drittel des Personals hatten schon einmal dieses eine Buch in der Hand gehabt, um es von allen Knicken, Rissen und verschmierten Zeilen zu befreien. Die Bilder fehlerfrei zu übertragen war dabei die größte Herausforderung.
Elaine schaute zur Seite, wo bereits das Ende des Regals zu erkennen war. Vielleicht, so hoffte sie, wurde sie danach direkt in die zeitgenössische Abteilung versetzt, wo sie das Wachstum der Bibliothek mit eigenen Augen bewundern konnte. Täglich begannen dort neue Bücher wie von Geisterhand ihr Dasein. Viele überstanden die ersten 9 Monate nicht, doch das war ganz normal. Andere würden dafür jahrelang gedeihen, bis auch ihr Wachstum erstarb.
Manchmal wollte Elaine gerne wissen, wie ihr eigenes Buch aussah und ob es ihr erstes war. Das wusste jedoch nur der Leiter der Bibliothek. Er verwahrte alle seine Mitarbeiter und erfuhr sofort, wenn jemand geboren wurde, um für ihn zu arbeiten. Der oder die Glückliche wurde dann schnellstmöglich von den Erzeugern weggeholt, um sein oder ihr Schicksal zu erfüllen.
Elaines Hand stockte einen Moment, wie immer, wenn sie darüber nachdachte. Hätte man sie nicht geholt, müsste sie jetzt ein Leben führen, in dem ihr etwas fehlte, ohne dass sie es benennen könnte. Die Erzeuger waren in diesen Fällen ebenso ratlos, sie hielten ihre Kinder höchstens für verrückt und zwangen sie zu unnötigen Therapien, die nichts besser machten. Es geschah nur sehr selten, dass ein Mitarbeiter nicht rechtzeitig geholt wurde. Wenn es geschah, erreichte er seinen 21. Geburtstag jedoch nicht, weil er sich sein Leben vorher nahm. Da war es viel besser, die Regale zu entstauben, obwohl es eine eintönige und langweilige Arbeit war.
Und doch war Elaine neugierig auf ihr Buch. Welche Farbe hatte wohl der Einband? Welche Schriftart zierte den Buchrücken? Wie viele Seiten umfasste es bereits? Konnte man Rückschlüsse ziehen, ob sie ein weiteres Buch hier ihr Eigen nennen durfte?
Ihre Fragen würde sie mit niemandem teilen, weil es nicht erlaubt war, sie zu stellen. Dass Rob dieselben Gedanken plagten, konnte sie jedoch beinahe körperlich spüren. Er war es ja auch, der es mit den Regeln am lockersten sah.
Elaine schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken wieder frei zu bekommen, und griff beherzt nach dem nächsten Buch – doch ihre Hand fand nur eine leere Stelle.
Verdattert schaute sie auf das Loch in der Reihe, in dem kein Hinweis zu finden war, wohin das Buch verschwunden sein könnte. Ein blaues Band bedeutete, das es wurde restauriert. Ein rotes Band bedeutete, dass das es komplett neu gemacht wurde. Gar kein Band hieß, dass hier etwas schiefgegangen war, weil man kein Buch mehr als zwei Meter vom Regal entfernen konnte, ohne es gegen eines der Bänder auszutauschen.
Panisch schaute Elaine sich in alle Richtungen um, kletterte sogar die Leiter ganz hinauf, um auf dem Regal nachzuschauen, aber sie fand nichts. Ein Buch fehlte.
Ein Buch fehlte!
Sie stieg hinunter und flitzte sofort zum Büro des Bibliothekleiters.
Jemand war eingedrungen und hatte die Heimstatt einer Seele mitgehen lassen! Das war unmöglich!

2 Kommentare:

  1. Oh nein, wie kann der Text hier schon enden?
    Und verdammt, was für eine geniale Idee!! Ich bin ganz hin und weg, von dem Universum das du hier in diesem kurzen Abschnitt erschaffen hast!
    Seelen n Büchern, wie wunderschön. Ich hoffe, dass du mehr hier zu schreiben wirst/darauf irgendwann vielleicht einen Roman aufbaust. Ich finde die Idee echt super und spannend. ♥ :3

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    1. Ich weiß auch nicht, wie es dort schon aufhören kann O:
      Die Idee ist bestimmt nur halb so neu oder besonders, wie sie hier aussieht xD Ob da noch etwas kommt, wird die Zeit zeigen müssen. Manchmal müssen kleine Ideen einfach festgehalten werden und werden zu etwas viel Größerem. So wie bei Elrica und Chris. Dass ich zu den beiden Herzchen so viel schreiben würde, hätte ich mir niemals träumen lassen.

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