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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

25.02.2018

[25 Smile]

Es ist immer schwierig, wenn man als Schreiberling gerade in einer Welt feststeckt, sich aus dieser zu befreien, um andere Dinge zu schreiben. Das erlebe ich gerade. Ich stecke in einem leichten Kreatief - und noch dazu sind meine Gedanken so sehr in einer meiner Geschichten versunken, dass ich mich kaum auf etwas anderes konzentrieren kann. Aber ich gebe mein Bestes, weshalb ich jetzt endlich mal mit der Challenge fortfahre.
Das Thema ist so nett, da konnte ich nur eine nette Geschichte dazu schreiben. /sarkasmus


Die Muskeln in Tobins Nacken und Schultern würden sich nie wieder von der merkwürdigen Position erholen, in der sie nun schon seit längerem verharren mussten. Seine Handgelenke und Knöchel waren wund von den Handschellen und Fesseln, seine Arme taub davon, dass er sie über dem Kopf halten musste. Er konnte in dieser Position nichts, nicht einmal schlafen, obwohl er todmüde war und wahrscheinlich auch danach aussah.
So wollte Henry es ja, er wollte ihn demütigen, ihn leiden lassen. Tobin wusste nur immer noch nicht, was der Grund dafür sein konnte.
Er schaute im Dämmerlicht dieses Zimmers auf, das er so gut kannte. Es war Henrys Schlafzimmer, er hatte es unzählige Male in seinem Leben gesehen, fast zu oft für seinen Geschmack. Über das schwarze Himmelbett hatte er sich früher lustig gemacht, weil es einfach nicht zu Henry passte. Eine seiner Exfreundinnen hatte es haben wollen und nach der Trennung nicht mitgenommen. Henry hatte es behalten, wie zum Trotz, weil es eine teure Einzelanfertigung war. Nun war an einem der oberen Querbalken eine schwere Kette angebracht, an der Tobins Handschellen befestigt waren. Da verging einem das Lachen.
Als die Tür geöffnet wurde, wandte Tobin den Blick träge in die Richtung. Zu schnellen Bewegungen war er gar nicht mehr fähig. Henry betrat den Raum mit einem Gesichtsausdruck, aus dem man nichts lesen konnte. Dabei war er sonst immer jemand, der sein Lächeln dazu einsetzte, die Stimmung deutlich zu erhellen. Unerschütterlich optimistisch. Oder das war alles nur ein Schauspiel, das diese dunkle Seite von ihm verbarg – seit bald 20 Jahren.
„Du kannst mich nicht ewig hier behalten, das weißt du. Irgendwer wird mich vermissen und dann-“
„Dann werden sie mich fragen, deinen besten Freund, aber ich weiß leider auch nicht, wo du bist. Das geht mir wirklich sehr an die Nieren, verstehst du?“
Tobin öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Es gab nichts, was er dazu noch sagen konnte, denn so kannte er seinen gutherzigen Henry nicht. Dabei hatten sie die längste Zeit ihres Lebens fast Seite an Seite verbracht, sie trafen sich bis heute jede Woche mehrfach, um miteinander zu reden. Niemand würde jemals auf die Idee kommen, dass einer dem anderen etwas antun könnte.
„Ich muss dich aber tatsächlich bald von hier wegschaffen, sonst pisst du mir noch die ganze Auslegeware voll wie ein schlecht erzogener Hund. Das wollen wir doch nicht.“
Henry kam auf Tobin zu, seine Daumen steckten dabei in den Gürtelschlaufen seiner Bluejeans, zu denen er nicht mehr als ein weißes T-Shirt trug. Er war schon immer jemand gewesen, der zuhause einen einfacheren Kleidungsstil bevorzugte – und barfuß zu laufen, egal wie kalt der Boden war. Sein Blick blieb hart.
„Warum tust du mir das hier an?“, fragte Tobin leise und hasste den winselnden Ton in seiner Stimme, „So kenne ich dich gar nicht.“
„Vielleicht kennst du mich überhaupt nicht.“
Als Henry in die Hocke ging, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, wich Tobin unwillkürlich zurück. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust.
„Du hast vorher noch nie Angst vor mir gehabt“, bemerkte Henry trocken und berührte sanft Tobins Wange, „Aber es ist erfrischend, dass du auch mehr als Desinteresse mir gegenüber empfindest.“
Etwas regte sich in Tobin, das sich von dieser Aussage verletzt fühlte. Sie waren seit so vielen Jahren beste Freunde, dass es dreist war, ihm Gleichgültigkeit vorzuwerfen. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wie Henry auf diesen Gedanken kam. Jedenfalls bis er dessen Lippen kurz auf seinen spürte und allem Sinn oder Unsinn zum Trotz merkte, wie er errötete. Ja, sie waren manchmal etwas enger als es für beste Freunde gewöhnlich sein sollte. Ja, sie schliefen auch gelegentlich miteinander. Nur hörte diese Zweisamkeit auf, sobald sie beide befriedigt waren, das war ihr Deal seit über einem Jahrzehnt.
„Mach nicht so große Augen, das sollte dich nicht überraschen.“
„Was…?“
„Wenn du einmal richtig zugehört hättest oder einmal versucht hättest, auch mal meine Position zu verstehen.“
Eine starke Hand packte ihn am Kinn und zog seinen Kopf so hoch, dass ein stechender Schmerz durch seinen Rücken fuhr. Tobin ächzte.
„Ich habe mir viel zu oft vorgestellt, wie es wäre, wenn wir Henry und Tobin Thane wären. Oder Garner, je nachdem, worauf wir uns einigen würden. Es wäre alles perfekt, wirklich alles.“
Die Hand ließ ihn los und Tobin sackte wieder in sich zusammen, wimmernd. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, sein Unterkiefer zitterte. „Das konnte doch alles niemals wahr werden“, brachte er hervor.
„Natürlich nicht“, Henry stand auf, ging zu seinem Kleiderschrank und suchte darin nach etwas, „weil du mich ja immer nur dann fickst, wenn es dir schlecht geht. Ich bin gut genug, wenn es mit deinen Weibern nicht mehr läuft. Oder wenn du scharf genug auf mich bist. Ansonsten bin ich Mobiliar.“
„Aber… ich dachte, für dich ist das auch nur-“
Mit einem lauten Knall warf Henry die Schranktür zurück in ihr Schloss und unterbrach Tobin auf diese Weise.
„Nur? Nur?!“, seine Stimme wurde lauter, als er zu Tobin zurück stapfte und dessen Kopf an den Haaren hinaufzog. „Nur Spaß? Nur Sex? Es gibt nicht ‚nur Sex‘, es steckt immer etwas dahinter, jedenfalls bei mir!“
Wieder ein Kuss, diesmal fest und verlangend. Tobin erwiderte ihn, obwohl er es nicht wollte. Sein Körper kannte diese Art der Berührung von Henry, er war beinahe konditioniert, darauf zu reagieren. Und sonst gefiel es ihm ja auch, was er niemals zugeben würde, schließlich war er nicht an Männern interessiert. Außer manchmal. An einem einzigen Mann.
Der Kuss fühlte sich nur nicht nach Henry an. Zu viel Druck, zu viel Zunge, zu viel alles. Als Henry ihn löste, lehnte er seine Stirn an Tobins und atmete tief durch.
„Weißt du, du hast nie gewusst, wie dunkel es wirklich in mir ist. Du hast mich immer davon ferngehalten, aber du hast mich noch zusätzlich gebrochen“, er nahm seine Hand aus den fremden Haaren, „es klingt vielleicht wie ein Klischee, nein, das tut es sogar sicher. Aber wenn ich dich nicht haben kann, dann soll dich niemand haben.“
Das Blut wich aus Tobins Gesicht, als er das hörte. Er konnte sich nicht vorstellen, was Henry mit ihm machen würde. Er wollte es auch gar nicht herausfinden.
Henry stand auf und sah mit einem matten Lächeln zu ihm hinunter. „Wir hätten so gut zusammengepasst. Jetzt ist es zu spät.“

2 Kommentare:

  1. Wow! Da bekommt man richtig Gänsehaut!
    Ich finds großartig, wie du hier die Stimmung eingefangen hast. Man kann sich sehr gut in Tobin hineinversetzen. Man spürt, dass er einerseits nicht begreifen kann, wie sein Freund zu sowas fähig sein kann und andererseits aber auch, dass er wirklich Angst bekommt. Man hat das Gefühl selbst da mit schweren Armen und Schmerzen zu hängen und an allem zu zweifeln.

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    1. Yes! Ich war mir nicht sicher, ob es mir gelingen würde (und ich habe mehrfach das Thema aus den Augen verloren), aber dann ist mir das ja doch noch gelungen. <3 <3

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