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[Überblick]

Nachdem hier zuerst nur die Beiträge zu einer 50 Themes Challenge geordnet wewrden sollten, habe ich versucht, auch alle anderen kreativen T...

17.09.2025

[31 Obsession]

 Da wir im vorigen Beitrag bereits bei Evelyn waren, hielt ich es für sinnvoll, einen weiteren mit ihr als nächsten online zu stellen. Ich weiß immer noch nicht recht, was ich auf Dauer mit der Idee anfangen möchte, denn sie gefällt mir ziemlich gut. Vielleicht erwächst daraus ja mehr.


Evelyn legte ihre Brille neben sich auf den Tisch und rieb sich die Schläfen. Die Suche nach einem Hinweis auf das verschwundene Buch erwies sich als außerordentlich zäh, was aber auch dem Umstand geschuldet sein konnte, dass sie nichts davon abgeben mochte. Elaine und insbesondere Rob boten ihre Hilfe immer wieder an, doch das lehnte sie dankend ab. Gingen Sachen durch zu viele Hände und Köpfe, konnte das ja nur ein Debakel werden.

Doch noch hatte sich kein Hinweis gefunden. Nicht einmal der Funke eines Hinweises. Das Buch war da und auf einmal war es das nicht mehr. Die Durchsuchung sämtlicher Räume hatte ebenso wenig gebracht wie die Befragung aller Mitarbeiter, sondern es schien, als hätte sich das Buch von selbst in Luft aufgelöst.

Ein Klopfen an der Tür lenkte Evelyns Aufmerksamkeit das erste Mal seit Stunden von ihrem Platz weg. Bevor sie etwas antworten konnte, betrat Rob bereits den Raum – Tablett in den Händen und Lächeln auf den Lippen.

„Du musst dir auch mal eine Pause gönnen, sonst kippst du um.“

Evelyn schüttelte entschieden den Kopf, doch Rob stellte das Tablett neben sie und hielt mahnend die Hand hoch.

„Du hast dich schon einmal in einen totalen Erschöpfungszustand gearbeitet, wenn ich dich daran erinnern darf.“

„Darfst du nicht“, konterte sie.

Er grinste. „Damals hast du genauso verbissen gearbeitet, deshalb dachte ich, diesmal passe ich auf dich auf.“

Statt in ihrem Kopf nach einer passenden Antwort darauf zu suchen, schnappte sie sich lieber eine der kleinen Pasteten, die er mitgebracht hatte. Manchmal ängstigte es sie, wie gut er sie kannte, denn Pasteten oder Sandwiches waren ihre liebsten Speisen, während sie arbeitete. Er hatte sogar ein Schälchen mit Zitronenwasser und Tücher mitgebracht, damit sie ihre Finger reinigen konnte. Mit ihrer freien Hand setzte sie ihre Brille wieder auf, während sie in die Pastete biss und sich sogleich die Gemüsefüllung auf der Zunge zergehen ließ.

„Gut, wenn du schon beginnst dich zu entspannen: Amir hat mir aufgetragen, dich aus diesem Raum zu lotsen, damit du dir mal die Beine vertrittst. Keine Widerrede! Ich sehe doch schon, wie du dich weigern willst!“

„Warum kümmert ihr euch so darum, dass ich aufhöre zu arbeiten?“, sagte sie mit viel zu wenig Schärfe zwischen zwei Bissen. Ihr Magen freute sich darüber, endlich etwas zu tun zu bekommen.

„Ich sag ja, du machst sonst noch zu viel. Ich mag damals noch nicht zu deinen Bekannten gezählt haben, aber dass jemand sich kurz vor den Prüfungen für drei Wochen ins Krankenzimmer gearbeitet hat, ist bei mir angekommen.“

Das war keine ihrer Glanzstunden gewesen, wenn Evelyn so recht darüber nachdachte; aber sie hatte einfach möglichst viel Wissen vertiefen wollen, damit sie nicht plötzlich auf eine Frage stieß, die sie nicht beantworten konnte. Durch ihre Krankheit hatte sie damals letztlich beinahe die Prüfungen verpasst und sich geschworen, sich das eine Lehre sein zu lassen. Mit unterdurchschnittlichem Erfolg; wie man nun sah.

„Das war ein einziges Mal. Passiert nicht mehr“, versuchte sie Rob trotzdem von ihrer Fährte abzubringen.

Er hob vielsagend die Brauen und grinste sie an. Evelyns Herz setzte dabei einen Schlag lang aus, weil sie wieder sah, wie attraktiv er war.

„Beweis es mir! Komm jetzt aus diesem Raum raus und betritt ihn nicht vor übermorgen.“

„Aber die Nachforschungen-“

„Du hast dir alles angesehen, jetzt sollte mal jemand anderes drüberschauen. Ein frischer Blickwinkel kann nicht schaden.“

Evelyn schaute zurück zu ihren Unterlagen, allen Notizen der letzten Tage und nickte langsam. Wenn es Rob auch nur für einen Augenblick glücklich machen würde, konnte sie sich wohl damit anfreunden, vielleicht ein wenig Schlaf nachzuholen oder in den Garten zu gehen. Wenn auch nicht für zwei Tage, das war absolut undenkbar.

„Dann lass uns verschwinden.“

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