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[Überblick]

Nachdem hier zuerst nur die Beiträge zu einer 50 Themes Challenge geordnet wewrden sollten, habe ich versucht, auch alle anderen kreativen T...

17.09.2025

[48 Stars]

Mir auszudenken, wie die Umgebung in Traumland aussieht, stellt mich irgendwie immer wieder vor eine Herausforderung. Der einzige Gedanke, der mir dann kommt, ist: BUNT! Aber das dann in eloquentere Worte zu fassen, erweist sich immer wieder als merkwürdiger Drahtseilakt, den ich gar nicht so sehr mag. Deshalb versuche ich mich weitgehend darum zu schummeln.


Taumelnd bahnte Miki sich ihren Weg durch die Brausebirken und Colakiefern, die sie vor nur wenigen Stunden noch in kindliches Staunen versetzt hatten. Jetzt waren sie nicht mehr als eine Umgebung, aus der sie ausbrechen musste, um die anderen wiederzufinden. Mit ihren trägen Füßen blieb sie kurz an einer Wurzel hängen, doch sie richtete sich wieder auf und ging weiter. Ihr Stein führte sie mit dem langsamen Puls, den sie in ihrer Hosentasche spürte. Wandte sie sich von der Richtung ab, in die sie sich schleppte, hörte das Pulsieren auf und somit sah sie es als Zeichen, dass sie auf dem richtigen Weg war.

Die Bäume um sie lichteten sich zusehends und bald sah sie das mintgrün des Feldes, auf dem sie vor wenigen Stunden eine Rast eingelegt hatten. Ehe alles den Bach runtergangen war. Schon von weitem waren Stellen zu erkennen, an denen das Gras plattgedrückt oder verbrannt war. Die ganze Umgebung wirkte weitaus matschiger und trister als zuvor, obwohl die Sonne höhnend vom Himmel strahlte.

Miki folgte weiter dem Puls bis sie Danny auf dem Boden entdeckte. So schnell sie konnte, ging sie zu ihm hinüber und ließ sich neben ihn auf die Knie fallen. Er reagierte nicht. Schnell schaute sie über seinen Körper, doch sie besaß nicht die Expertise, die Informationen zu etwas Nützlichem zusammenzusetzen. Eine Blutspur schlängelte sich zwischen trocknendem Matsch einen Weg an seiner Stirn herab, eine Hand hielt seine Seite, mehr erkannte sie nicht.

„Danny?“, sagte sie vorsichtig und rieb ihm sanft über die Wange. Ihre Finger fuhren dabei leicht über seine Narbe, was ihn sonst zu einer deutlichen Reaktion gebracht hätte. Jetzt flatterten nur seine Lider.

„Bist du wirklich hier?“, fragte er undeutlich, als sei ihm die Zunge schwer.

„Mein Stein hat mich zu dir geführt“, antwortete sie lächelnd.

Er nickte schwach, doch ihm entwich sofort ein schmerzerfüllter Laut. Es war wohl mehr als eine Stelle am Kopf.

„Mit mir ist alles okay, du kannst nach den anderen schauen“, sagte er langsam, wobei die Worte ineinander verschwammen.

„Nein, das mach’ ich nicht! Ich lass’ dich hier nicht alleine!“

„Aber die anderen-“

„Nein!“, stieß Miki mit einer Vehemenz hervor, bei der ein kurzer Schmerz durch ihren Körper zuckte. Bei ihr war wohl auch mehr verletzt als sie befürchtete.

Danny blinzelte sie unter schweren Lidern an. „Sie brauchen dich.“

„Vielleicht. Aber du liegst gerade vor mir und ich kann dir sofort beistehen. Ich könnte sie nicht finden. Und dann? Dann hab ich dich umsonst alleingelassen.“

Sanft hob er die Hand und strich ihr über den Arm, während er den Fokus verlor. Er fuhr mit den Fingern über Stellen, an denen der Matsch bereits zu einer bröckeligen Schicht auf ihrer Haut getrocknet war, was sie bei jeder Bewegung spüren konnte. Zum Glück gab es hier keine Spiegel oder Gewässer, in denen sie erkennen konnte, wie es um ihren äußeren Zustand bestellt war. Wenn Danny als Indikator diente, dann war sie aschfahl und zerzaust, um es freundlich zu formulieren.

Doch was wirklich zählte war nur Dannys Wohlergehen, worum sie sich nicht kümmern konnte, wenn sie verschwand. Zumal ihr Stein sie seinen langsamen Puls gerade zunehmend verlor und ihr somit auf einer weiteren Suche sicher keine Hilfe mehr war. Zwischen ihren beiden Steinen herrschte schon seit einer Weile eine Verbindung, die sie sich nicht erklären konnte. Dieses Erlebnis war nur ein weiterer Beweis dafür. Zwischen Joel und Thea sah das ähnlich aus, also hoffte Miki, dass die beiden zueinander gefunden hatten und unverletzt waren. Wie es um Amnes stand würde in dem Fall das größte Mysterium bleiben.

„Habe ich dir schon mal gesagt, wie schön du im Sternenlicht aussiehst?“, holte Danny sie aus ihren Gedanken.

Reflexartig kam ein Lächeln auf Mikis Züge, das dann schnell wich. "Wie kommst du denn jetzt auf sowas?"

"Na, weil ich es gerade sehe."

Miki wurde kalt. Es war taghell um sie herum, leises Vogelgezwitscher drang von den Bäumen aus zu ihnen. Sie beugte sich zu Danny herunter, legte ihre Stirn auf seine Schulter, damit er nicht sehen konnte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

„Du bist immer so süß zu mir“, sagte sie, während sie zittrig nach seiner Hand griff.

„Glaubst du“, er stockte, atmete tief durch, „glaubst du, das war's? Dass ich wieder nach Hause komme? Dass ich mich wieder erinnere?“

Sie drückte seine Hand stärker. „Kann schon sein.“

„Dann hoffe ich, dass ich das hier nicht vergesse und nach dir suchen kann.“

„Dann“, einmal tief aus und wieder einatmen, „dann freue ich mich schon darauf, wenn du mich ausfindig machst und wir uns in der echten Welt begegnen.“

„Im Sternenlicht?“

„Im Sternenlicht.“

Danny nickte noch einmal, ehe sein Kopf zur Seite fiel. Miki hielt erschrocken den Atem an, ihr Ohr auf seinen Brustkorb drückte und gegen das Wummern in ihren Ohren versuchte, zu lauschen. Da war ein Herzschlag. Er war nur ohnmächtig, glaubte sie.

Die anderen mussten sie finden, das war die einzige Rettung. Wenn nicht- das wollte sie sich nicht ausmalen.

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