Miki begleitet mich seit 2007.
In Version 1 war sie umgeben von einigen meiner liebsten Charaktere aus Digimon.
In Version 2 gesellten sich dann noch Charaktere aus anderen Serien, allen voran Hetalia, dazu.
Sie als Mary Sue zu bezeichnen, wäre in den Versionen nicht verkehrt gewesen.
Doch man wird ja älter und weiser und begreift irgendwann, dass man doch viel lieber etwas Eigenes schreiben möchte.
Also schnappte ich mir die einzigen Charaktere, die ich selbst geschaffen hatte (Miki und Danny) und habe im Zuge der Challenge alles von vorne aufgerollt.
Es war eine weitere Nacht, in der Miki nicht in den
Schlaf fand. Von denen gab es in Traumland viel mehr als sie von zuhause
gewohnt war. Dabei sollte sie bei der vielen Bewegung, die sie auf ihren weiten
Wegen hatte, abends eigentlich in einen besonders ruhigen Schlummer fallen
können.
Sie drehte sich zum wiederholten Mal um und hörte Thea im
anderen Gästebett ruhig atmen. Auf dem Flur tickte die große Uhr beständig.
Draußen krächzte irgendein Nachtvogel.
Miki setzte sich auf und holte ihren Stein aus der
Schublade des Nachtschranks, der sonst nichts anderes beinhaltete als ein paar
Staubmäuse. Der Stein war wie immer lauwarm und pulsierte leicht im Takt ihres
eigenen Herzens, was sich nach wie vor ungewohnt anfühlte. Sie schloss die
Finger darum, ehe sie aufstand.
Wenn sie eh keinen Schlaf fand, konnte sie auch noch
einmal das Zimmer verlassen. Ein Spaziergang half ihr sicher ihre Gedanken
soweit zu sortieren, dass das Einschlafen danach besser funktionierte.
Als sie über den Flur zur Haustür schlich, sah sie aus
dem Wohnraum ein sanftes Licht dringen, das nicht dort sein sollte, immerhin
waren vorhin alle zeitgleich ins Bett gegangen.
Vorsichtig öffnete sie die angelehnte Tür und schaute in
den Raum hinein, in dem nahezu jede Oberfläche vollgestellt war mit Figürchen
und Bildern und Schalen. Sie tapste an der Vitrine mit den kleinen Holzboxen,
die wohl Spieluhren waren, und dem Regal voller Feenfiguren vorbei zum Sofa,
auf dem Danny saß.
„Hey“, sagte sie leise, als sie sich sicher war, dass er
nicht schlief. Ihr Lächeln kam wie von selbst.
„Hey“, antwortete er leise.
„Ist es okay, wenn ich mich zu dir setze?“
Sein kurzes Nicken reichte ihr als Bestätigung.
Miki sank in das samtig weiche Polster ein und legte sich
eine der bereitgelegten Decken über die Beine. Aus den Augenwinkeln erkannte
sie, dass Danny sie beobachtete.
„Danke nochmal“, sagte sie.
„Wofür?“
„Du warst bei mir, als ich aus dieser Wahnvorstellung
nicht mehr rausgekommen bin. Das hat echt geholfen.“
„Kein Ding.“
Sie rückte etwas näher an ihn heran, sodass sich ihre
Oberschenkel sanft berührten. In seinen Augen suchte sie nach einem Zeichen,
dass ihm diese Nähe zu viel war, ohne es zu finden.
„Mir hat es viel bedeutet, dass du mir beigestanden hast.
Wer weiß, was sonst mit mir geschehen wäre?“
Danny atmete tief durch. „Amnes hat gesagt, es hätte
unschön werden können.“
„Wie das denn?“
„Hab‘ ich nicht gefragt, weil… weil du wieder bei uns
warst und nichts anderes wichtig war. Es wird nicht mehr passieren.“
Ihr Stein wurde wärmer, was sie erst merken ließ, dass
sie ihn immer noch hielt. Danny griff nach ihrer freien Hand und ließ seine
Finger zwischen ihre rutschen. Sonst war sie es immer, die nach seiner Hand
griff. Bei der Erkenntnis grinste sie.
„Du?“
„Was ist?“
„Mein Stein hat sich“, setzte Danny an, ohne den Satz zu
beenden.
Miki wartete kurz ab, ehe sie ihm aufmunternd in die
Seite stupste.
„Dein Stein?“
„Er hat sich nach der Sache verändert.“
Im Gegenteil zu den anderen Steinen, sah Dannys wie etwas
aus, was man am Wegesrand finden konnte: grau und nichtssagend. Miki wusste
noch, wie sie ihn beinahe übersehen hätten, wäre Danny nicht überzeugt gewesen,
etwas würde nach ihm rufen. Seither hatte er wenig darüber gesprochen und sich
sogar aus Unterhaltungen gestohlen, wenn sie in der Gruppe dieses Thema
angeschnitten hatten.
„Darf ich ihn sehen?“, fragte sie schließlich.
Sein Körper spannte sich an und er atmete ein weiteres
Mal tief durch. Langsam hob er seine
Hand, sodass sie gemeinsam seinen Stein betrachten konnten. Er war flach mit
kleinen ebenmäßigen Strukturen auf der Oberfläche. Anstelle eines grauen
Klumpens, war es nun ein Gebilde in einem unaufdringlichen, durchscheinenden
Orange, gesprenkelt mit gelben und roten Punkten.
„Ist das ein Schild?“, fragte Miki, die sich gerade noch
davon abhalten konnte, den Stein anzufassen.
„Sieht für mich so aus“, antwortete Danny, „Aber wieso?“
Sie hielt ihren Stein daran, die kleine violette Träne
mit der Krone. Beide Steine begannen so hell zu leuchten, dass Miki und Danny
den Blick sofort abwandten und ihre Hände auseinanderzogen. Das Leuchten
versiegte.
„Was war das denn?“, fragte Miki. Danny zuckte nur mit
den Schultern.
Sie betrachtete ihren Stein, der wärmer war als zuvor und
ein wenig schneller pulsierte. Er sah aus wie immer.
„Du hast gesagt, er hat sich erst verändert, nachdem du
mich beschützt hast?“
Danny
nickte. „Eure haben das nie getan.“
„Ist noch
etwas anders als vorher?“
„Na ja“, er schaute zur Seite, atmete tief durch, „ich…
fühle ihn mehr. Also mehr als wäre er lebendig. Vorher war er immer ein wenig
zu warm für einen Stein, aber jetzt hat er fast einen Herzschlag.“
„Und das ist passiert, nachdem du mich beschützt hast?
Vielleicht hat er geschlafen und das hat ihn geweckt?“
Noch ein Nicken, dann ein Schulterzucken. „Das muss doch
nichts heißen.“
„Es kann aber!“ Miki spürte den Enthusiasmus in ihrer
Stimme aufsteigen. „Du hast mich davor beschützt, mich selbst in dieser
Illusion zu verlieren – als wärst du ein Schild gewesen! Und daraufhin hat sich
der Stein verändert, um diese selbstlosere Ader zu repräsentieren, die in dir
liegt. Er ist einfach-“
„Hör bitte auf damit! Ich bin nicht so barmherzig, wie du
mich gerade darstellst.“
Miki schaute ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Er saß
mit hängenden Schultern neben ihr, rückte vorsichtig näher, haderte, wich
wieder zurück.
„Spiel deine eigenen Taten nicht so herunter“, schalt sie
ihn leise.
„Was hätte ich sonst machen sollen? Es war einfach das
Richtige.“
Obwohl es der Situation nicht angemessen war, konnte Miki
ein Gähnen nicht unterdrücken. Der Tag war zu lang gewesen, um des nachts noch
tiefgründigere Gespräche zu führen.
„Wenn du möchtest, können wir das morgen mit den anderen
besprechen. Oder wir behalten es erstmal für uns.“
„Ich überlege es mir.“
Sie musste sich zusammenreißen, nicht zu seufzen, weil sie
lieber sofort eine eindeutige Antwort von ihm bekommen hätte.
„Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“
Er nickte kaum sichtbar im Schummerlicht.
In der folgenden Stille legte sich eine bleierne Schwere
auf Mikis Lider. Der Raum war kuschelig warm, genau wie die Hand, die ihre
umfasste.
„Möchtest du dich wieder schlafen legen?“, fragte Danny.
Sie ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, weil sie
nicht entscheiden konnte, ob sie ein Rausschmiss waren.
„Ich bin schon müde“, antwortete sie vage.
Abermals ein Nicken von ihm. Dann stand er auf und zog
sie zu sich hoch.
„Wir könnten ja, also, ich meine: willst du bei mir
schlafen?“
„In… deinem Bett?“, fragte sie leise.
Er öffnete den Mund, schaute sich um, zog die Schultern
hoch. „Ich kann auf dem Boden schlafen, wenn dir damit wohler ist.“
Sanft legte sie ihre freie Hand auf seine Wange, was ihn
erst dazu brachte, sie wieder anzusehen. Seine Augen waren groß und er biss
seine Unterlippe. Obwohl er um einiges größer war als sie, wirkte er gerade
sehr klein und jung auf sie.
„Du hast Glück, ich mache mich im Bett nicht breit. Sonst
würde ich dich echt auf den Boden verbannen.“
Er atmete aus und sie bemerkte erst als sich seine
Muskeln lockerten, wie angespannt er gewesen sein musste.
„Ist das ein Ja?“
„Unter einer Bedingung.“
„Hm?“
„Du musst ganz nah bei mir liegen, damit mir nicht kalt
wird.“
Er lächelte. „Kein Problem.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen