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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

21.03.2012

Day 2: A couple.

Der heutige Post ist nicht nur verwirrend und lang, nein, das Thema kommt nicht einmal richtig zum Vorschein - oder höchstens sehr, sehr kurz. Ich musste so viele meiner Gedanken kürzen, dass nur noch ein Grundgerüst überiggeblieben ist.
Ich hatte eine so tolle Idee, die ich einfach umsetzen musste. Aber sie artete aus! Eigentlich bräuchte ich allein für diese Idee eine eigene Geschichte von mehr als hundert Seiten - was erklärt, warum sie sich einfach nicht in so wenig Zeichen erzählen ließ.
Die Charaktere sind aus ihren Universen gerissen und in einem fremden neu zusasmmengewürfelt worden. Geschlechter wurden geändert, Familienverhältnisse ebenfalls und im Falle Casey sogar der Charakter. Sie ist ein wenig zu garstig geworden, aber sie ist nur Nebencharakter und ich hatte nicht viel Zeit, immerhin sollte das ja heute noch fertig werden. Irgendwie fühle ich mich an letzten November erinnert, wo ich immer in den letzten Minuten des Tages noch mein Wortpensum für den NaNoWriMo erfüllen musste.
Ich hätte doch die schnulzige erste Idee nehmen sollen, in der ich einfach Fluff geschrieben hätte. Schön wär's gewesen! Aber nachdem ich schon 1500 Wörter für diesen Müll literarischen Höhepunkt hatte, konnte ich einfach nicht mehr abbrechen. Egal. Vielleicht wird der Text irgendwann mal richtig ausgearbeitet, damit er auch verständlich ist. Vielleicht.
Ich war übrigens kurz davor, 'A Couple' zu 'a couple of xyz' umzuinterpretieren und über Tassen oder etwas anderes Banales zu schreiben. Aber das nur am Rande.
Inspiration für diesen Text bekam ich übrigens von Bildern, die ich anno dazumal mit einem Dressup-Game gemacht habe - und die ganz am Ende zu finden sind.




Die Leute gingen an ihr vorbei. Die meisten unter ihnen würdigten sie nicht eines einzigen Blickes, doch jene, welche sie anschauten, hielten wie von selbst ein wenig mehr Abstand. Das kannte Rhapsodia nicht anders. Sie strich in aller Ruhe eine Falte aus ihrem schwarzen Kleid, das ein Erkennungszeichen dafür war, dass sie eine Magierin war, und beobachtete weiter den Mann, der an einem Stand mit Obst stand.
Er war es, da war sie sich sehr sicher. Er passte auf die dürftige Beschreibung: groß, dunkle Haare, jugendliches Aussehen, schwarze Augen. Wenn er nicht der Traumdieb war, dann wusste Rhapsodia auch nicht weiter. Immerhin waren schwarze Augen ziemlich selten, da konnte er es doch eigentlich nur sein! Es störte sie nur, dass er zu jugendlich aussah, doch wenn sie Momo richtig verstanden hatte, dann nutzte er die gestohlenen Träume nicht nur, um sich an ihnen zu bereichern, sondern um aus ihnen etwas zu gewinnen, das ihn verjüngte. Dumm nur, dass sie Momo gerade nicht fragen konnte, da diese sich Linchen geschnappt hatte und verschwunden war. Wohin, wollte Rhapsodia nicht so genau wissen. Und was sie machten noch viel weniger.
Sie beobachtete ihn noch einige Minuten von ihrer Position aus, schaute dabei zu, wie er Einkäufe auf dem Markt tätigte. Manchmal verlor sie ihn aus den Augen, versuchte dann jedoch immer, das, was ihre Sicht versperrte, schnell aus dem Weg zu kriegen. Zur Not auch mit einer leichten Handbewegung, durch die sich das störende Objekt ein paar Ellen zur Seite bewegte. Aber immer unauffällig, sie wollte nicht beschuldigt werden, sie würde Magie einsetzen, obwohl sie das tunlichst zu vermeiden hatte. Im Notfall durfte sie es tun, wenn jemand ihre Hilfe brauchte. Aber selbst dann nur, wenn sie keine Gesetze brach. Aber jetzt hatte sie ja keines gebrochen, den Gegenständen und Leuten fiel es nicht weiter auf, dass Magie im Spiel war. Ersteren besonders nicht.
Was sollte sie machen? Würde er sich mit ihr unterhalten wollen, wo sie doch als Außenseiterin gezeichnet war? Natürlich konnte sie einen Versuch wagen, immerhin kannte er sie nicht, doch dieser Schritt war sehr wichtig. Für sie war es eigentlich nicht mehr als eine Aufgabe, die sie zu einem Abschluss bringen musste wie viele andere zuvor, doch für Momo, Casey und Alaiya war es viel mehr als nur das. Momo war eines der Opfer, hatte ihre Träume an den Traumdieb verloren. Ihre beiden Freundinnen waren seither mit ihr auf der Suche nach Rache durch die Lande gezogen. Sie mochten ihre eigenen Motive haben – Alaiya schien eine Verschmähte des Traumdiebes zu sein und Caseys Sinn für Gerechtigkeit ließ eigentlich gar nicht zu, dass sie einer Freundin nicht half. Der Traumdieb hatte sich auch gerade eine Frau aussuchen müssen, die aus einem Kämpferdorf kam. Gerade das. Da war es ja kein Wunder, dass sein Opfer ihn verfolgte, immerhin waren Momo, Alaiya und Casey dazu erzogen worden, sich gegen Feinde durchzusetzen. Mit allen Mitteln und ohne Reue zu kennen.
Rhapsodia schüttelte den Kopf. Sie musste Dinge tragen, die sie als Magierin auswiesen, wohingegen ein ganzes Dorf voller Tötungsmaschinen vollkommen unbehelligt Rache nehmen durfte. Nein, nein, ihre drei Freundinnen waren gute Menschen, ganz anders als man sie sich vorstellte. Nicht kalt. Nicht brutal. Nicht blutrünstig. Jedenfalls, wenn sie einem gut gesinnt waren.
Mit diesen Gedanken war aber immer noch nicht geklärt, wie sie nun fortfahren sollte. Sie schaute den jungen Mann an, der wahrscheinlich der Traumdieb war. Ja, Casey hatte gesagt, er habe ein hübsches Gesicht. Ja, Alaiya hatte ihn als wirklich außerordentlich ansehnlich beschrieben. Ja, Momo hatte gesagt, sie wolle ihm die Eingeweide herausreißen und ihm dann in den Mund stecken.
Er kannte sie nicht, das war Rhapsodias großer Vorteil. Sie würde ihn aushorchen können, den anderen berichten, was sie erfahren hatte – und dann versuchen, Momo davon abzuhalten, diesem Mann den Bauch aufzuschlitzen.
Tief durchatmend ging sie auf ihn zu, sah Leute, die ihr auswichen.
„Ihr könnt Euch wohl nicht so recht entscheiden“, sagte sie etwas zu forsch.
Er wandte sich ihr zu, schaute sie verwirrt an. Seine dunklen Augen musterten sie einige Sekunden lang, die ihm ausreichten, um einen Schritt nach hinten zu machen. Der große Traumdieb, der nicht davor zurückschreckte, den Zorn der Kriegerinnen auf sich zu ziehen, fürchtete sich also vor Magiern. Interessant.
„Das seht Ihr ganz recht“, erwiderte er, „ich bin neu hier und habe mich noch nicht an die Auswahl an Obst gewöhnt. Aber sagt, wie seid Ihr auf diese Idee gekommen?“
„Nun“, Rhapsodia hob eine Birne aus einem Korb, reichte dem Verkäufer beiläufig eine Münze, „ich habe Euch von dort hinten aus beobachtet. Ich beobachte gerne Leute hier, weil es sich als sehr interessant erweisen kann, doch heute war ein eher flauer Tag. Deshalb seid Ihr mir so aufgefallen.“
Lächelnd gab sie dem Traumdieb die Birne und sah zufrieden, wie er diese unsicher hin und her drehte, ohne sie anzuschauen.
„Wirklich?“ Auf seinen Wangen zeichnete sich eine zarte Röte ab.
„Ja, Ihr seid auffällig – natürlich nicht im negativen Sinne. Ihr seid groß, das zieht Blicke mehr auf sich als schwarze Kleider und Muster, die eine junge Frau als Magierin ausweisen.“
„Also seid Ihr wirklich eine Magierin?“, fragte er, machte diesmal jedoch einen Schritt auf sie zu und lächelte vorsichtig.
Das verwirrte sie. Erst Abstand halten und sich dann freuen, dass sie tatsächlich jemand war, mit dem nur wenige etwas zu tun haben wollten? Wahrscheinlich würde sich niemand einen Dreck darum scheren, wenn er die Träume einer Magierin stahl.
„Wenn Ihr deswegen nicht mit mir sprechen wollt, dann müsst Ihr es nur sagen und ich behellige Euch nicht weiter.“
„Nein, ich habe nur noch nie mit jemandem wie Euch gesprochen, das ist alles. Mir wurde beigebracht, jemand wie Ihr wäre gefährlich und würde sich auch so anfühlen.“
Nun grinste sie. „Ist dem nicht so? Wirke ich nicht gefährlich auf Euch?“
„Im Gegenteil! Ihr wirkt sogar sehr liebenswert! Ähm… ich meine… hm…“ Sein Gesicht wurde ein weiteres Mal rot, als er begriff, was er gerade gesagt hatte. Echte Schüchternheit oder nur ein Schauspiel?
„Ich danke Euch für dieses Kompliment und würde es gerne in gleicher Weise erwidern, aber das gehört sich sicherlich für anständige Frauen in meinem Alter nicht, weshalb ich es nicht mache.“
Er zog die Stirn kraus, lächelte dann übers ganze Gesicht. Oh ja, das bisschen Charme, das sie hatte, konnte sie bei ihm ganz gut einsetzen.
„Es gehört sich wirklich nicht, einem Mann ein Kompliment zu machen, das nicht seine Fähigkeiten hervorhebt.“
„Eure Fähigkeiten kann ich jedoch noch gar nicht-“
„Rhapsodia!“, rief eine Stimme, zu der sie sich sofort umdrehte.
„Ist das Euer Name? Rhapsodia?“
„Ja, das ist er, aber-“
„Da bist du ja!“ Rhapsodia entdeckte Casey, die sich zwischen einigen alten Damen hindurch drängelte. Sie trug wie gewöhnlich schwarze Hosen und ihren ebenfalls schwarzen Brustpanzer über einem grünen Leibchen. Die Zeichnungen  auf ihren Schultern waren zu sehen, da sie auf den Schulterschutz verzichtet hatte. Ihre kurzen blonden Haare waren zerzaust und die grauen Augen fixierten Rhapsodia.
„Er ist hübsch.“
„Vielen Dank, ich mag meinen Namen auch…“, sagte Rhapsodia abwesend, während sie Casey einen fragenden Blick zuwarf.
„Ich habe schon überall nach dir gesucht!“, sagte Casey, als sie sie erreicht hatte, „Du wolltest doch am Brunnen auf mich warten, weil ich…“ In dem Moment schaute sie zum Fremden, den sie erkannte, aber nicht so aussah, als sei er der gesuchte Traumdieb. Verdammt! Da hatte Rhapsodia sich anhand der mehr als spärlichen Beschreibung vertan! „Ich habe nicht erwartet, hier auch auf Euch zu treffen. Wie geht es Euch?“, fragte Casey lächeln an den Fremden gewandt.
„Gut, ich bin gerade auf Reisen, aber das dachtet Ihr Euch sicher bereits. Wie war noch gleich Euer Name? Casey?“
„Ja, genau das ist er. Und Ihr seid Maythaniel, wenn ich mich recht erinnere?“
„Das stimmt.“
„Wunderbar“, ging Rhapsodia dazwischen, verschränkte die Arme vor der Brust, „Dann kennen wir jetzt ja jeder den Namen des anderen. Aber woher kennt ihr euch?“
Casey lächelte selig vor sich hin, als sie sagte: „Das erkläre ich dir später. Jetzt müssen wir dringend in die ‚Herberge‘ zurück, weil es neue Informationen gibt, zu – na, du weißt schon.“
Herberge war natürlich ein Ausdruck, der einem leichter über die Lippen kam als ‚Puff‘ – eine der wenigen Institutionen in jeder Stadt, die sich nicht dafür interessierte, dass ein weiblicher Gast ein Magier war, wenn er denn nur genug Geld hatte. Woher das kam, verrieten die anderen Rhapsodia jedoch nicht.
„Muss das wirklich jetzt sein?“
„Sei nicht bockig und komm mit!“
Seufzend nickte Rhapsodia. „Nun gut, wie es aussieht, habe ich keine andere Wahl, als meiner geschätzten Freundin zu folgen. Dennoch würde ich mich sehr freuen, Euch beizeiten noch einmal über den Weg zu laufen, Maythaniel.“
„Nachdem Ihr mich beobachtet habt, meint Ihr“, antwortete dieser grinsend.
„Vielleicht auch ohne-“
„Ja, gut, bis dann!“, unterbrach Casey den Satz und zog Rhapsodia am Arm weg. Als sie außerhalb von Maythaniels Hörweite waren, sagte sie: „Was sollte das denn?“
„Und was soll das hier?“, stieß Rhapsodia hervor, riss sich von Casey los, „Ich mag die Jüngste von uns sein, aber ich bin kein Kind mehr!“
„Nur, weil du sechzehn bist, bist du auch nicht erwachsen! Du solltest auf uns hören, statt immer zu tun, was dir beliebt, Fräulein! Ich habe dich gefragt, was das sollte!“
Missmutig schaute Rhapsodia in eine andere Richtung und schwieg sich aus. Sie würde früher oder später sicherlich darüber reden, alleine schon, um die anderen nach einer richtigen Beschreibung des Traumdiebes zu fragen, doch nun wollte sie darüber kein Wort verlieren. Warum es sie so sehr traf, dass Casey ihren Plausch mit diesem Maythaniel unterbrochen hatte, wusste sie nicht. Wenn er nicht der Mann war, den sie suchten, dann gab es für sie auch keinen Grund, sich mit ihm zu unterhalten. Oder immer noch an seine sanften Gesichtszüge und die schwarzen Augen zu denken.
„Gut, sei bockig, wenn du das lieber willst!“, sagte Casey grimmig, „Das lässt dich zwar nicht erwachsener erscheinen, aber das ist ja nicht mein Problem!“



Alaiya flocht ihre frisch gewaschenen roten Haare zu einem Zopf, während Linchen sich auf dem Bett ausstreckte. Sie sah müde aus. Ihre violetten Augen hielt sie geschlossen, spielte mit einer Strähne ihrer langen blonden Haare, die sie heute zu zwei Zöpfen trug.
Momo saß auf dem Boden neben dem Bett und zählte das Geld. Womit sie es wohl verdient hatte? Es war so wie immer: Niemand sagte ein Sterbenswort über die Herkunft des Geldes, sodass Rhapsodia nur Theorien blieben. Es könnte gestohlen sein. Linchen könnte es mit ihrer Musik verdient haben. Oder sie hatten irgendeinen Mordauftrag angenommen – was tagsüber sicher nicht besonders wahrscheinlich war. Oder aber Linchen und Momo hatten ihre Körper für ein paar Münzen hergegeben. Vielleicht wollte Rhapsodia es auch nicht wissen.
Casey blätterte in dem Buch herum, das sie seit sie sich kennen gelernt hatten zehnmal durchgelesen haben musste. Es war bis auf alle Dinge, die man auf einer Reise brauchte, der einzige persönliche Gegenstand gewesen, den Rhapsodia jemals in ihren Händen gesehen hatte. Was für ein Buch es war, hatte sie noch nicht gefragt, aber auch da war sie sich nicht sicher, ob es sie wirklich interessierte.
„Hat jemand die Pferde gefüttert?“, fragte Momo munter – zu munter für ihre Verhältnisse – in die Runde.
„Ja“, grummelte Casey, ohne den Blick von den Seiten zu nehmen, die sie zu schnell weiterblätterte, um auf ihnen etwas erkennen zu können, „ich habe das gemacht, ehe ich unser Prinzeschen suchen gegangen bin.“
„Ich habe dich nicht gebeten, nach mir zu schauen“, sagte Rhapsodia trotzig.
„Und ich habe dich nicht gebeten, den Platz zu verlassen, auf dem du warten wolltest!“, erwiderte Casey.
„Hört doch auf zu streiten“, Alaiya war es wohl genug, „Casey, du wolltest uns doch irgendetwas über den Traumdieb sagen.“
„Er ist zwei Städte weiter gesehen worden. Vor sieben Tagen. Und er wollte in diese Richtung aufbrechen, was bedeuten kann, dass wir ihm bald über den Weg laufen werden. Wenn ich daran denke, wem wir heute begegnet sind, dann finde ich es sogar noch wahrscheinlicher.“
„Wen meinst du?“, fragte Momo, die das Geld in einen Lederbeutel rutschen ließ.
„Maythaniel.“
Linchen schlug ihre Augen auf, Momo steckte leise den Geldbeutel weg, Alaiya nahm die Finger aus ihren Haare. Rhapsodia biss sich auf die Unterlippe. Irgendetwas war hier nicht in Ordnung, ganz und gar nicht in Ordnung. Alle schienen den Namen zu kennen, nur sie mal wieder nicht. Sogar Linchen, die noch nach ihr zu den anderen dreien gestoßen war, war der Name ein Begriff.
„Er ist hier? Bist du dir auch ganz sicher?“, hakte Alaiya nach.
„Ja, die Kleine hat sich nett mit ihm unterhalten, ich konnte sie gerade noch davon abhalten, mit ihm ins nächste Gebüsch zu verschwinden!“
„Das ist eine dreiste Unterstellung, Casey, ich würde sowas niemals mit einem Fremden tun! Ich habe mich nur mit ihm unterhalten, weil ich glaubte, er sei der Traumdieb. Auf eure Beschreibung hat er gepasst, aber das tun vielleicht mehr Männer, als ihr denkt!“
„Reg dich doch nicht auf“, sagte Linchen beschwichtigend, „Casey meinte es nicht so.“
Oh doch, sie hatte es so gemeint, das hatten ihr Ton und ihr ernstes Gesicht deutlich gemacht. Es schien einen Grund zu geben, warum sie ihr nichts sagten. Welchen nur?
„Gut, dann rege ich mich nicht auf, aber dann müsst ihr mir endlich mal Hinweise geben, mit denen ich auch etwas anfangen kann. Ich suche nach einem gesichtslosen Phantom!“
„Du hast wenigstens schon mal seinen Bruder gefunden, also war unsere Beschreibung wohl nicht ganz so schlecht“,  sagte Momo leise, dann sprach sie lauter weiter, „Wenn du weiter Ausschau halten willst, dann muss du dir jemanden in Maythaniels Größe vorstellen, ein paar Jahre älter, Bartstoppeln im Gesicht, eine Stupsnase, Hundeblick. Der Hals des Traumdiebs ist breiter als der von Maythaniel, seine Haare dunkler. Hast du schon ein Bild vor Augen?“
„Nein“, erwiderte Rhapsodia kurz angebunden.
„Dann wirst du ab morgen eben irgendetwas machen, während Alaiya und Casey sich der Sache annehmen. Halte dich nur von Maythaniel fern! Die ganze Familie ist gefährlich, auch dieser freundliche Junge bildet da keine Ausnahme!“
„Und was machst du zusammen mit Linchen? Warum erzählt mir das nie einer?!“
„Weil es dich nichts angeht! Wir machen es so, wie ich es gerade gesagt habe – oder hast du irgendein Problem damit?“
„Nein!“



Wäre sie doch bloß niemals mit den drei Frauen mitgegangen, denen sie auf ihrer Reise begegnet war. Dann wäre sie jetzt alleine unterwegs und müsste sich nicht von den älteren Frauen herum schubsen lassen.
Alaiya war zwölf Jahre älter als Rhapsodia, Casey hingegen nur noch sieben! Dass sie überhaupt tat, was die anderen wollten, war nur ein Zeichen dafür, dass sie es gewohnt war, Befehle zu befolgen. Immer schon hatte sie das tun müssen, um zu zeigen, dass Magier keine schlechten Menschen waren. Selbst die Idee, ihr Heimatdorf zu verlassen, war nicht ihre gewesen, nein, jemand hatte ihr gesagt, sie solle es machen. Was sie nun, da die Wut langsam verpuffte, am meisten traf, war die Erkenntnis, dass Casey sie für ein leichtes Mädchen hielt. Nur weil sie mit einem Fremden Mann sprach, dem sie dabei aus Berechnung schöne Augen machte! Gut, das war vielleicht nicht die feine Art gewesen, aber immer noch kein Grund, ihr zu unterstellen, sie würde sich verhalten wie eine-
„So sieht man sich wieder“, sagte eine Stimme hinter ihr, „Rhapsodia ist Euer Name, nicht wahr?“
Das konnte doch nicht sein, das konnte doch nicht-
„Maythaniel!“, sie drehte sich zu ihm um, musste sofort lächeln, „Es ist schön, Euch wiederzusehen, unser Abschied beim letzten Mal war ja doch etwas plötzlich.“
„Eure Freundin wollte etwas mit Euch besprechen, es sei Euch also verziehen.“
Rhapsodia schaute ihm in die Augen und fragte sich, was wohl der Grund dafür war, dass sie diese seltene Färbung zeigten. Bis sie auf Momo getroffen war, hatte sie niemals schwarze Augen gesehen – und Momo hasste ihre. Auch hierfür gab es wieder einen Grund, den Rhapsodia nicht erfahren hatte. Verdammt noch mal, hatten die anderen ihr eigentlich jemals irgendetwas erklärt? Und warum zum Teufel gab sie sich überhaupt damit zufrieden?! Das musste sie ändern! Wenn sie alle wieder in ihrem Zimmer waren, dann würde Rhapsodia Antworten einfordern! Warum suchten auch Casey und Alaiya nach dem Traumdieb? Woher kam das Geld? Wieso hasste Momo ihre Augen und die dunkle Färbung um ihr linkes Auge so sehr? Was bedeutete das lilafarbene Muster in Linchens Gesicht? Und so weiter und so fort. Es gab hunderte ungeklärte Fragen!
„Ihr seid in Gedanken. Was bedrückt Euch denn?“, fragte Maythaniel
Er war ein Fremder, das musste sie sich vor Augen halten. Ein Fremder, der gerade Dinge von ihr wissen wollte, die ihn nichts angingen. Aber das kümmerte sie gar nicht. Ihr war so, als kannte sie ihn schon ihr ganzes Leben lang.
„Ich würde Euch nur damit langweilen“, wich sie seiner Frage aus. Die anderen hatten recht, irgendetwas war an ihm, dem sie sich nicht entziehen konnte. Es war nicht sein Äußeres, das ihr durchaus zusagte, und auch nicht seine samtene Stimme oder die Tatsache, dass er nicht vor ihr zurückschreckte. Aber was dann? „Warum redet Ihr eigentlich mit mir, Maythaniel? Ich bin nicht umsonst eine Ausgestoßene.“
Er kratzte sich am Kopf, schaute in den Himmel. „Ich kenne mich mit Ausgestoßenen aus, das müsst Ihr mir glauben.“ Sein Bruder? „Außerdem seid Ihr es gewesen, die auf mich zugegangen ist. Ganz ohne Scheu. Das hat mir imponiert. Ich bin… eher schüchtern.“
„So wirkt Ihr gar nicht.“ Jedenfalls im Moment nicht.
„Hähä“, er lachte gequält, blickte überall hin außer zu ihr, „Tja, das macht dann wohl die Übung. Wollt Ihr Euch vielleicht ein wenig mit mir unterhalten? Ich bin fremd hier, das habe ich Euch ja schon gesagt, und ich hätte wirklich nichts dagegen, mit jemandem zu reden. Und Euch kenne ich ja bereits.“
Sie überlegte, ob sie ablehnen sollte, fand aber keinen zwingenden Grund. Was interessierte sie Caseys Warnung, die ohne Begründung gegeben worden war?



Ihre Tage verliefen alle in einem ähnlichen Muster. Aufstehen, hinausgehen, nichts zu tun haben, sich mit Maythaniel treffen. Sein Bruder war immer noch nicht in der Stadt aufgetaucht, was Rhapsodia nichts ausmachte. So konnte sie wenigstens Zeit mit diesem bekannten Fremden verbringen, mit dem man so einfach über die unwichtigsten Dinge reden konnte. Sie unterhielten sich über was immer ihnen einfiel, lachten und scherzten miteinander, sodass Rhapsodia beinahe wirklich vergaß, dass sie ihn kaum mehr als drei Tage kannte. Er war charmant und witzig, hatte keine Furcht vor ihr und kaufte ihr Köstlichkeiten, wann immer er die Möglichkeit hatte.
Wenn sie nach Hause kam, hörte sie den anderen zu, die sich fragten, ob ihre Information nicht verkehrt gewesen war und der Traumdieb gar nicht in diese Stadt kommen wollte, doch sie trug nichts zu diesen Unterhaltungen bei. Es reichte ihr. Da ihr ja eh niemals irgendetwas erklärt wurde – nachgefragt hatte sie nicht, sie fand, es war nicht ihre Aufgabe, das zu tun – musste sie sich auch nicht mit diesem Problem beschäftigen. Außerdem war sie bisher keine große Hilfe gewesen, außer dass sie den Bruder des Traumdiebes erkannt hatte.
Von dem hatte Maythaniel bisher noch gar nicht gesprochen, wie von dem Rest seiner Familie auch nicht. Rhapsodia hatte das Thema mal angeschnitten, doch er war schnell auf ein weiteres gekommen. Das war ihr auch egal. Es war ihr sowieso inzwischen erstaunlich viel egal. Das war ein ganz netter Zustand. Sprang ihr jemand in den Weg, dann kümmerte es sie nicht. Fiel ihr etwas hinunter, zuckte sie nur mit den Schultern.
Maythaniel war ihr nicht egal. Er war toll.



„Es ist richtig schön hier draußen“, sagte sie leise, lehnte sich an seinen Arm, „Die Nacht ist so klar. Ich wusste gar nicht, dass es solche Plätze wie diesen hier überhaupt in solch einer Stadt gibt!“
Ihr Hals tat ihr weh, aber das beachtete sie nicht weiter.
„Du musst dich eben ein wenig von den Straßen entfernen, um ihn zu entdecken“, antwortete er müde, „Ich habe ihn auch nur zufällig entdeckt und dachte, ich zeige ihn dir.“
Sie saßen auf einer kleinen Anhöhe, betrachteten die Sterne, schmiegten sich aneinander. War sie vorhin überhaupt mal in ihrer ‚Herberge‘ gewesen, um den anderen zu sagen, dass sie noch weggehen würde? Genau wusste sie es nicht mehr. Eigentlich wusste sie auch nicht mehr, wann sie überhaupt das letzte Mal bei ihnen gewesen war. Interessierte es sie? Nein. Sie wollte hier mit Maythaniel sitzen, in die Sterne schauen und die Luft genießen. Die ihr eigentlich zu kühl sein müsste, doch sie fror nicht, was ungewöhnlich war. Eigentlich war sie nämlich ziemlich empfindlich, was Kälte betraf. Unwichtig.
Ihr Atem klang rasselnd. Hoffentlich hörte Maythaniel es nicht!
„Ich mag dich“, flüsterte er, zog sie noch etwas näher an sich heran.
Das hatte sie doch von ihm hören wollen, genau das, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Wirklich? Eine Stimme in ihrem Kopf wollte sie warnen, sagte ihr, sie habe in ihm den Mann gesehen, dem sie niemals begegnen wollte, dass Casey recht hatte und er gefährlich war – doch dieser Stimme hörte sie nicht zu. Warum sollte sie? Stimmen im Kopf lagen immer falsch, das wusste doch jeder. Auf seinen Bauch musste man hören, weil der viel eher wusste, was gut für einen war.
„Ich dich auch“, antwortete sie mit Verspätung.
Wieso fiel es ihr so schwer, ihre Gedanken zu ordnen? Welche waren zuerst da gewesen und welche erst später gekommen? Etwas war hier doch nicht richtig! Sie konnte nur nicht sagen, was es war.
„Das habe ich gehofft, meine Schöne.“
Rhapsodia hustete trocken, etwas lief hier falsch! Sie kriegte keine Luft mehr, würgte, wollte etwas sagen, bekam keinen Ton heraus. Maythaniel schaute sie an, strich ihr mit einer Hand sanft über den Rücken, während die andere sich zwischen ihre Brüste legte. Er versuchte ihr zu helfen, genau das, etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet. Ihr wurde schwindelig.
„Ganz ruhig, es ist bald vorbei.“ Seine Stimme klang fremd und als würde ein Windhauch sie von weit weg zu ihr tragen. Trotzdem war sie irgendwie beruhigend. Solange er bei ihr war, würde ihr nichts geschehen können. „Leg dich hin und entspann dich, dann wird es sicherlich bald vorbei sein. Wenn du so verkrampfst, dann ist das nicht gut für dich.“
Ob sie noch hustete, würgte oder überhaupt noch an Atemnot litt, konnte Rhapsodia nicht sagen. Sie hörte nur noch Maythaniels Stimme, tat genau, was er sagte. Sie musste sich entspannen, an schöne Dinge denken, wenn es nicht sofort funktionierte. Dann schloss sie die Augen.



Casey schaute auf den leblosen Körper hinab. Er hatte es verdient und doch tat er ihr leid.
„Rhapsodia, wach wieder auf“, bemühte Linchen sich, doch die Augen der Kleinen öffneten sich nicht.
„Ich habe sie doch gewarnt!“, meinte Momo, die Blut von ihren Armen wischte, was nicht besonders half. Ihre ganze Kleidung war voll davon, was man aufgrund der roten Farbe des Stoffes zum Glück erst auf den zweiten Blick sah.
„Du hast ihr nur nicht gesagt, warum sie sich ihm nicht nähern soll“, erklärte Alaiya ruhig, „Es muss sich für sie angehört haben, als wäre es einfach, weil er mit Skye verwandt ist.“
„Irgendwie ist das ja auch der Grund, oder nicht?“, Casey drehte die Leiche um, schaute sich das hübsche jungenhafte Gesicht an.
„Ihr habt mir nie gesagt, was es mit dieser Familie auf sich hat“, sagte Linchen, strich durch Rhapsodias Haare.
„Es waren drei Brüder“, begann Momo, „Skye, der älteste, Licah, der mittlere, und Maythaniel, der jüngste. Sie sind alle mit dem Zeichen geboren worden.“
„Zeichen?“
„Die schwarzen Augen“, fügte Casey hinzu, „Sie kommen nicht aus unserem Dorf, doch die schwarzen Augen sind eine Gefahr.“
„Aber Momo hat doch-“
„Das ist mein Problem, meine Augen wurden schwarz, als der älteste, der Traumdieb, mich überfallen hat. Alle, denen er die Träume stiehlt, haben danach ebenso schwarze Augen wie er, das ist unser Zeichen.“
„Der mittlere Bruder, Licah“, fuhr Alaiya fort, „er war nicht ganz bei Sinnen. Doch manchmal war er ganz klar im Kopf. Er war der Sinnesdieb. Er stahl anderen Leuten ihre geistige Klarheit, was dazu führte, dass sie sich in den Tod stürzten, erhängten oder erschossen. Für einen Moment, in dem er die Welt so wahrnahm wie sie ist, musste ein Mensch geopfert werden. Es hat ihn noch wahnsinniger gemacht, dass das der Preis war, also nahm er sich in einem dieser klaren Momente das Leben.“
Casey ging in die Knie, schloss Maythaniels Augen. Er sollte sie nicht aus seinem leblosen Gesicht vorwurfsvoll anstarren.
„Maythaniel war ein ebenso tragischer Fall wie sein ältester Bruder. Skye braucht die Träume, die er stiehlt, nicht wirklich um zu überleben. Licah hätte auch als Verrückter ein passables Leben führen können. Maythaniel tat, was er tat, ohne sich später daran zu erinnern. Wir sind ihm mehrfach begegnet, haben mitbekommen, wen er umgebracht hat, doch er wusste es danach nie. Er wäre morgen in der Früh aufgewacht, hätte sich so gesund gefühlt wie noch nie und sich nicht einmal an Rhapsodia erinnert. Er war der Herzensdieb – und das nicht im übertragenen Sinne.“
Linchen nickte, doch Casey wusste, dass Alaiyas Erklärungen merkwürdig klingen mussten.
„Das ist so“, griff sie deshalb ein, „er lebte, im wahrsten Sinne des Wortes, von Herzen junger Frauen, die sich in ihn verliebt hatten. Was sie wiederum nur taten, weil er ihre Herzen brauchte. Es ist ein Kreislauf. Wenn ihm jemand in der Zeit, in der er ein neues Herz brauchte, gefiel oder auch nur auffiel, dann verfiel er ihm. Oder vielmehr sie, immer sie. Die Mädchen mochten ihn einfach, ohne es sich erklären zu können. Ich habe ein Mädchen gesehen, das schien nur noch für ihn und von ihm zu leben. Es aß nicht einmal mehr.“
„So wie Rhapsodia nicht mehr mit uns gesprochen hat?“
„Genau so. Die Körper, die er zurückgelassen hat, waren immer übel zugerichtet: der Brustkorb auf- und das Herz herausgerissen. Er musste es essen.“
„Ihr hättet ihn doch schon längst umbringen können!“
Casey schaute zu Alaiya, dann zu Momo.
„Er war niedlich“, sagte letztere zögerlich, „Er stand schon seit seiner Geburt unter Beobachtung und für die Bewohner unseres Dorfes gab es keinen Grund, ihm sein Leben zu nehmen, da wir keinen Auftrag diesbezüglich bekommen hatten. Außerdem wurde der Abstand zwischen seinen… Mahlzeiten immer größer. Er hätte einfach niemals aus seinem Dorf gelassen werden dürfen.“
„Moment, wie alt ist er denn? Ihr klingt, als wäre er schon-“
„Mitte dreißig, oder?“, fragte Momo, doch Casey zuckte nur mit den Schultern, „Das ist wie mit den Träumen: die Herzen hielten ihn jung. Vielleicht zu jung. Es ist eben einfacher, an die Beute im richtigen Alter zu kommen, wann man selbst noch jung aussieht.“
Wie sollten sie Rhapsodia diesen ganzen Schlamassel nur erklären, wenn sie wieder aufgewacht war?




http://www.rinmarugames.com/playgame.php?gameid=196

Ich bitte, diesen hirnlosen Eintrag zu entschuldigen. Das war der größe Dreck, den ich jemals geschrieben habe, fürchte ich. Und dafür habe ich auch noch fremde Charaktere missbraucht...
Die einleitung, die keine ist, nimmt zu viel Platz in Anspruch, der Rest ist einfach nur noch dahingeschmiert, damit ich fertig werden. Oh je. Nie wieder solche Ideen für eine Challenge. Nie wieder! Am schlimmsten ist die "Infobox" am Ende. FAIL!

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