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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

23.03.2012

Day 4: A pair of eyeglasses.

Nachher schaue ich "Tim und Struppi", der heute von uns auf BD gekauft wurde. Yeeha!

Hier mein heutiger Beitrag zur Challenge. Ja, es handelt sich tatsächlich um eine Geschichte, die sich mal in der Planung befand. Leider plante ich damals nur eines: das Setting. Charakternamen fand ich in meinem schlauen Büchlein auch noch, keine Sorge. Die Namen sind merkwürdig, aber das ist die Gewürze-Gruppe. Die anderen klingen nur unwesentlich besser. Eigentlich hätte ich liebend gerne über die Star-Wars-Gruppe geschrieben oder die Kaffee-Gruppe. Aber diese hier tut es auch.



Claudia streckte sich, schaute sich um. Gruppe Zeta war noch anwesend, was nicht weiter erstaunlich war, immerhin hatte sie im Stress der letzten Stunden vergessen, die Austrittserlaubnis zu geben. Oder irgendeinen anderen Befehl. Wenn sie sich doch mit den Jahren nur an den bedingungslosen Gehorsam gewöhnt hätte und nicht immer noch voraussetzen würde, dass irgendwann jemand vorbeikäme, um sie nach der Erlaubnis zu fragen.
Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand, sicherte alle Daten des Tages auf zwei externen Speichern, die sie mit einem Passwort schützte, und schaltete den Rechner aus. Schluss für heute, irgendwann war es ja auch mal genug.
Langsam ging sie hinüber zu dem Tisch, an dem Gruppe Zeta saß und in Büchern blätterte, und betrachtete die Mitglieder dieser Gruppe. Die sechs Kinder vor ihr waren nicht mehr wie die ersten alle identisch, nein, hier saßen Menschen, die verschieden sein sollten und trotzdem alle gleich waren. So musste es sein. Sie schüttelte den Kopf, ging noch ein Stück näher heran und strich Curcuma – so der inoffizielle Name für CP-Zeta 5 – durch die dunkelbraunen Haare. Natürlich verstand er diese Geste nicht, er war nicht dafür erschaffen worden, menschliche Nähe zu verstehen, obwohl sein Körper der eines Sechsjährigen war.
„Was lest ihr?“, fragte sie.
„Was Sie uns aufgetragen haben, Doktor Petersen“, antwortete Zucker, offiziell CP-Zeta 1 und damit Sprecher der Gruppe, pflichtbewusst.
„Hilf mir bitte auf die Sprünge, ich weiß es nicht mehr.“
„Geschichtsbücher über große Schlachten der Vergangenheit.“
Ihr Blick glitt hinunter zu den vollgeschriebenen Notizblöcken der Jungen am Tisch. Kinder, die lernten, Krieg zu führen. Das war ihre Aufgabe. Und Claudias Aufgabe war es, diese Kinder zu erschaffen. Nebenbei griff sie nach einem der Notizbücher, auf denen sie nicht viel erkennen konnte. Vorsichtig hielt sie es ein Stück weiter weg, noch eines, doch sie konnte die Handschrift, die für ein Kind viel zu klar war, immer noch nicht entziffern.
„Curry, hol mir mal meine Brille“, befahl Claudia knapp, woraufhin der rotblonde Junge sofort aufsprang.
Ja, so musste es sein, es war notwendig, dass sie früh lernten, befehlen zu folgen. In ihrem späteren Leben, wie lang oder kurz es auch sein mochte, war es eine wichtige Fähigkeit. Wie sie überleben sollten, wenn sie von jemandem getrennt wurden, der ihnen Befehle erteilte, lernten sie bestimmt auch. Irgendwo. Hofft Claudia wenigstens. Und wenn nicht, dann waren sie wirklich nicht mehr als ihr Spitzname vermuten ließ: Kanonenfutter.
Curry kam inzwischen wieder zu ihr zurück und reichte ihr ihre Brille. Kein Lächeln auf seinem Gesicht. Nicht eine Emotion, die man sonst in den Augen eines Kindes fand. Er war weder genervt, dass gerade er aus dem Kader ausgewählt worden war, um diese kleine Aufgabe zu übernehmen, noch freute er sich darüber, dass er so schnell wieder zurück war. Einfach nichts. Kanonenfutter und Puppen mit Gehirn.
„Dann lasst mal sehen.“ Claudia überflog die Notizen, die sich in dem Buch befanden nur, da sie sich mit Schlachten nicht auskannte. Das war nicht ihr Gebiet und dafür war sie auch gar nicht hier. Die Kleinen verstanden all diesen Unsinn, selbst wenn sie kein Interesse dafür aufbringen konnten. Selbst das war ihnen in ihrem Entstehungsprozess genommen worden. Sie sollten neugierig sein dürfen, sollten Fragen stellen können. Warum war Claudia als einzige Person im Raum weiblich? Wozu brauchte sie eine Brille, wenn man nicht begreifen konnte, dass es etwas wie Kurz- oder Weitsichtigkeit gab? Oder konnten sie es verstehen?
„Wisst ihr, wozu ich die hier brauche?“, fragte sie und deutete auf ihre Brille.
Sofort schnellten die Hände der sechs Jungen in die Höhe.
„Ja, ähm, Zimt?“
„Es handelt sich um ein konvexes Glas, also leiden Sie an Weitsichtigkeit. Diese kommt durch eine verstärkte Brechkraft Ihrer Augenlinse zustande, welche dazu führt, dass-“
„Danke, das genügt mir schon.“
Schulbuchwissen. Er hatte es aufgenommen, es verinnerlicht und konnte es widergeben. Den Unterschied zwischen konvexen und konkaven Gläsern hatte er anscheinend auch begriffen. Dabei gehörte das nicht einmal zur militärischen Ausbildung.
„Ihr könnt jetzt gehen. Macht euch bettfertig und dann schlafen.“
Die sechs Kinder standen ohne Murren von ihren Plätzen auf, gingen an ihr vorbei und würden den Auftrag ausführen. Sie würden gleich ins Bett verschwinden und innerhalb von Minuten einschlafen. Wenn nicht sogar noch schneller.
Gebildetes Kanonenfutter.
Und Claudia gehörte zur Maschinerie, die es herstellte.

2 Kommentare:

  1. Irgendwie stimmt mich der Text traurig... und nachdenklich.

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  2. Mission accomplished! <- das könnte ich jetzt sagen, denn irgendwie soll das so sein.

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