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[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

05.04.2012

Day 17: FAERIES!

BWAAAAAAAH! Achso, das Thema ist gar nicht "Ravin' Rabbids"? Na gut, da musste ich mir was anderes einfallen lassen. Wenigstens konnte ich so endlich mal etwas schreiben, was mal einen Platz im Konzept der Geschichte hatte, dann aber rausflog. Hoffentlich nicht zu viele logische Fehler...


Es fiel ihr einfach in die Hände, als sie in ihrem Schrank ausräumen wollte. Zwischen einigen alten Pullovern, die sie wohl seit Menschengedenken nicht mehr getragen hatte, lag ein kleines Notizbuch, eine beklebte Kladde. Casey nahm das Buch hinaus und drehte es langsam herum. Wie alt es wohl war? Die Bilder, die sie einst einmal mit Mühe ausgeschnitten und aufgeklebt hatte, waren verblasst vom vielen Anfassen. Für den Moment vergaß sie ihr Vorhaben, den Schrank in ihrem alten Zimmer, das sie nun nicht mehr nutzen würde und deshalb räumte, komplett zu leeren. Dieses Büchlein interessierte sie mehr. Es war ein Dokument aus einer Phase ihres Lebens, an die sie sich kaum erinnerte, obwohl sie schön gewesen war.
Casey setzte sich auf den Boden, schlug die erste Seite auf.
Leer. Dafür war deutlich zu sehen, dass ein Kind etwas auf der Rückseite geschrieben hatte.
Ja, damals hatte sie niemals die erste Seite beschrieben, es war ihr einfach dumm vorgekommen, eine Einzelseite zu benutzen, wenn dahinter doch eine schöne Doppelseite zur Verfügung stand.
Auf der zweiten Seite standen einige Dinge, die Kindern wichtig erschienen, Süßigkeiten, die sie gegessen hatte, Fernsehserien, die sie gesehen hatte. Casey blätterte durch die Seiten, betrachtete mit einem Lächeln die wenig leserliche Handschrift ihres jüngeren Ichs und zuckte bei jedem Rechtschreibfehler zusammen. Sie hatte es damals eben nicht besser gewusst. Mittendrin fanden sich kleine Geschichten, dann Zeichnungen. Erklärungen für die Schule, die sie nicht verstanden hatte. Dieses Notizbuch musste für alles gedient haben.
Gerade wollte Casey es beiseite packen, um es sich später in aller Ruhe etwas genauer anzuschauen, als ihr Blick auf ein kleines Bild fiel. Mit viel Mühe war es als ein menschliches Wesen mit spitzen Ohren und Flügeln zu erkennen. Eine Fee? Sie schaute auf die nächste Seite, dann auf die danach und so weiter und fand überall Feen. Große, kleine, welche mit runden und welche mit spitzen Ohren. Mit den Seiten wurden sie schöner und waren besser zu erkennen als am Anfang. Aus dem Buch für alles war ein Feenbuch geworden.
Sie hielt inne. Früher hatte sie Feen geliebt, sich alles angesehen, was sie dazu in die Finger bekommen konnte und verstand. Ihr Großvater hatte sie mit seinen Geschichten auf den Geschmack gebracht, war er es doch, der ihr von der einen Fee zu erzählt hatte, die nicht mehr wie alle anderen war.
„Du musst wissen, dass es viele Feen gibt, meine Kleine“, murmelte Casey, „Jede von ihnen hat eine Aufgabe, die man schon auf den ersten Blick an der Augenfarbe erkennen kann.
Blau steht für Wasser und rot für Feuer. Grün für Pflanzen, braun für Tiere.
Graue Augen bedeuten, dass die Fee sich mit Steinen auskennt, und gelbe, dass du eine Bäckerin vor dir siehst.
Schwarz ist Dunkelheit.
Weiß ist Licht.
Doch sei vor violetten Augen gewarnt – sie wollen den Menschen nichts Gutes.
Es gibt nur eine Fee, eine mächtige, die diese Augenfarbe hat, also ist sie nicht schwer zu erkennen. Sie begann als Fee des Feuers mit leuchtend roten Augen. Einst liebte sie die Menschen ebenso wie ihre Schwestern es taten, doch dann verliebte sie sich und wurde schwer enttäuscht. Die Enttäuschung schlug in Verbitterung um, aus Verbitterung entstand eine unbändige Wut – und so veränderte sich die Fee, bis sie sich schwor, Rache zu nehmen.“
Mit diesen Worten hatte sie angefangen, die große Faszination.
Immer, wenn sie sich trafen, erzählte Großvater Gerald wieder von dieser einen Fee, die eigentlich nur eine richtige Freundin brauchte, denn alle anderen hatten sich in dem Moment von ihr gewandt, in dem sie sich in einen Menschen verliebt hatte. Feen verliebten sich nicht in Menschen, so einfach war das. Ihr Verhalten war unnatürlich, wurde als Krankheit angesehen. Deshalb hielt man sich von ihr fern.
Casey blätterte ein paar Seiten weiter, sah ein Bild, auf dem ein kleines blondes Mädchen eine Fee mit violetten Augen in die Arme schloss. Sie hatte dieser Fee die Freundin sein wollen, die so dringend benötigt wurde. Wenn ihre Eltern mit ihr im Wald spazieren gegangen waren, hatte sie sich umgeschaut, ob sie sie irgendwo entdeckte, um mit ihr reden zu können, denn Angst hatte sie nicht. Wieso auch? Die Fee war eigentlich nur ein armes Mädchen, das zutiefst verletzt worden war.
Auf den folgenden Seiten waren weniger Bilder, dann mischten sich selbstgeschriebene Geschichtchen darunter. Immer Feen. Casey schluckte, als sie sich daran erinnerte, was bald kommen musste, und war kurz davor, das Buch nun endlich wegzulegen, doch sie konnte nicht. Sie musste sich das Ende ansehen. Die letzte Seite, auf der etwas stand.
Schon bald erreichte sie sie, schaute sie genau an. Es war wieder ein Bild, diesmal jedoch nicht von ihr sondern von ihrem Großvater. Er hatte all seine Kreativität zusammengenommen und mit ihren Buntstiften die Fee gezeichnet, von der er so oft erzählt hatte.
„Schau dir an, wie freundlich sie dreinblicken kann, Casey. Das ist der Verdienst einer guten Freundin. Es ist dein Verdienst“, stand darunter.
Einen Moment starrte Casey das Bild nur an. Die großen violetten Augen, die braungelockten Haare. Eine Haarspange mit einem Gänseblümchen.
Danach hatte es aufgehört. Casey hatte sich nicht mehr mit Feen beschäftigt, sich nicht mehr damit beschäftigen wollen. Das Notizbuch sollte eigentlich im Müll verschwinden, doch ihre Mutter hatte es wieder hinausgenommen und aufbewahrt, bis es Casey irgendwann in die Hände gefallen war. Ihr Interesse an Feen war gestorben. Bei einem Autounfall im Hochsommer. Zusammen mit ihrem Großvater.
Vorbei war die Verzauberung gewesen, die die Hingabe eines Mädchens geweckt hatte. Sie verdrängte alle Geschichten, hielt sich für zu alt, um an solchen Dingen festzuhalten, redete sich ein, nur um ihres Großvaters Willen überhaupt so fasziniert gewesen zu sein. Das Notizbuch verschwand und machte Platz für andere, in die sie keine Geschichten mehr schrieb, keine Bilder mehr malte. Freizeit war für Schularbeiten und Sport. Fantastereien hatten keinen Platz mehr in ihrem Leben. Nur wenn jemand sie bat, malte sie noch Bilder.
Sie musste unbedingt wieder anfangen, zu schreiben und ernsthaft zu zeichnen. Früher war es ein Ventil für sie gewesen, das sie jetzt sicherlich wieder brauchen konnte. Als erstes würde sie sich daran versuchen, eine Frau zu zeichnen. Eine Frau mit spitzen Ohren, lockigen Haaren und violetten Augen.

1 Kommentar:

  1. Traurig, schön, nachdenklich, traurig, zauberhaft, traurig und einfach toll! ♥

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