BWAAAAAAAH! Achso, das Thema ist gar nicht "Ravin' Rabbids"? Na gut, da
musste ich mir was anderes einfallen lassen. Wenigstens konnte ich so
endlich mal etwas schreiben, was mal einen Platz im Konzept der
Geschichte hatte, dann aber rausflog. Hoffentlich nicht zu viele logische Fehler...
Es fiel ihr einfach in die Hände, als sie in ihrem Schrank ausräumen
wollte. Zwischen einigen alten Pullovern, die sie wohl seit
Menschengedenken nicht mehr getragen hatte, lag ein kleines Notizbuch,
eine beklebte Kladde. Casey nahm das Buch hinaus und drehte es langsam
herum. Wie alt es wohl war? Die Bilder, die sie einst einmal mit Mühe
ausgeschnitten und aufgeklebt hatte, waren verblasst vom vielen
Anfassen. Für den Moment vergaß sie ihr Vorhaben, den Schrank in ihrem
alten Zimmer, das sie nun nicht mehr nutzen würde und deshalb räumte,
komplett zu leeren. Dieses Büchlein interessierte sie mehr. Es war ein
Dokument aus einer Phase ihres Lebens, an die sie sich kaum erinnerte,
obwohl sie schön gewesen war.
Casey setzte sich auf den Boden, schlug die erste Seite auf.
Leer. Dafür war deutlich zu sehen, dass ein Kind etwas auf der Rückseite geschrieben hatte.
Ja, damals hatte sie niemals die erste Seite beschrieben, es war ihr
einfach dumm vorgekommen, eine Einzelseite zu benutzen, wenn dahinter
doch eine schöne Doppelseite zur Verfügung stand.
Auf der zweiten Seite standen einige Dinge, die Kindern wichtig
erschienen, Süßigkeiten, die sie gegessen hatte, Fernsehserien, die sie
gesehen hatte. Casey blätterte durch die Seiten, betrachtete mit einem
Lächeln die wenig leserliche Handschrift ihres jüngeren Ichs und zuckte
bei jedem Rechtschreibfehler zusammen. Sie hatte es damals eben nicht
besser gewusst. Mittendrin fanden sich kleine Geschichten, dann
Zeichnungen. Erklärungen für die Schule, die sie nicht verstanden hatte.
Dieses Notizbuch musste für alles gedient haben.
Gerade wollte Casey es beiseite packen, um es sich später in aller
Ruhe etwas genauer anzuschauen, als ihr Blick auf ein kleines Bild fiel.
Mit viel Mühe war es als ein menschliches Wesen mit spitzen Ohren und
Flügeln zu erkennen. Eine Fee? Sie schaute auf die nächste Seite, dann
auf die danach und so weiter und fand überall Feen. Große, kleine,
welche mit runden und welche mit spitzen Ohren. Mit den Seiten wurden
sie schöner und waren besser zu erkennen als am Anfang. Aus dem Buch für
alles war ein Feenbuch geworden.
Sie hielt inne. Früher hatte sie Feen geliebt, sich alles angesehen,
was sie dazu in die Finger bekommen konnte und verstand. Ihr Großvater
hatte sie mit seinen Geschichten auf den Geschmack gebracht, war er es
doch, der ihr von der einen Fee zu erzählt hatte, die nicht mehr wie
alle anderen war.
„Du musst wissen, dass es viele Feen gibt, meine Kleine“, murmelte
Casey, „Jede von ihnen hat eine Aufgabe, die man schon auf den ersten
Blick an der Augenfarbe erkennen kann.
Blau steht für Wasser und rot für Feuer. Grün für Pflanzen, braun für Tiere.
Graue Augen bedeuten, dass die Fee sich mit Steinen auskennt, und gelbe, dass du eine Bäckerin vor dir siehst.
Schwarz ist Dunkelheit.
Weiß ist Licht.
Doch sei vor violetten Augen gewarnt – sie wollen den Menschen nichts Gutes.
Es gibt nur eine Fee, eine mächtige, die diese Augenfarbe hat, also
ist sie nicht schwer zu erkennen. Sie begann als Fee des Feuers mit
leuchtend roten Augen. Einst liebte sie die Menschen ebenso wie ihre
Schwestern es taten, doch dann verliebte sie sich und wurde schwer
enttäuscht. Die Enttäuschung schlug in Verbitterung um, aus Verbitterung
entstand eine unbändige Wut – und so veränderte sich die Fee, bis sie
sich schwor, Rache zu nehmen.“
Mit diesen Worten hatte sie angefangen, die große Faszination.
Immer, wenn sie sich trafen, erzählte Großvater Gerald wieder von
dieser einen Fee, die eigentlich nur eine richtige Freundin brauchte,
denn alle anderen hatten sich in dem Moment von ihr gewandt, in dem sie
sich in einen Menschen verliebt hatte. Feen verliebten sich nicht in
Menschen, so einfach war das. Ihr Verhalten war unnatürlich, wurde als
Krankheit angesehen. Deshalb hielt man sich von ihr fern.
Casey blätterte ein paar Seiten weiter, sah ein Bild, auf dem ein
kleines blondes Mädchen eine Fee mit violetten Augen in die Arme
schloss. Sie hatte dieser Fee die Freundin sein wollen, die so dringend
benötigt wurde. Wenn ihre Eltern mit ihr im Wald spazieren gegangen
waren, hatte sie sich umgeschaut, ob sie sie irgendwo entdeckte, um mit
ihr reden zu können, denn Angst hatte sie nicht. Wieso auch? Die Fee war
eigentlich nur ein armes Mädchen, das zutiefst verletzt worden war.
Auf den folgenden Seiten waren weniger Bilder, dann mischten sich
selbstgeschriebene Geschichtchen darunter. Immer Feen. Casey schluckte,
als sie sich daran erinnerte, was bald kommen musste, und war kurz
davor, das Buch nun endlich wegzulegen, doch sie konnte nicht. Sie
musste sich das Ende ansehen. Die letzte Seite, auf der etwas stand.
Schon bald erreichte sie sie, schaute sie genau an. Es war wieder ein
Bild, diesmal jedoch nicht von ihr sondern von ihrem Großvater. Er
hatte all seine Kreativität zusammengenommen und mit ihren Buntstiften
die Fee gezeichnet, von der er so oft erzählt hatte.
„Schau dir an, wie freundlich sie dreinblicken kann, Casey. Das ist
der Verdienst einer guten Freundin. Es ist dein Verdienst“, stand
darunter.
Einen Moment starrte Casey das Bild nur an. Die großen violetten
Augen, die braungelockten Haare. Eine Haarspange mit einem
Gänseblümchen.
Danach hatte es aufgehört. Casey hatte sich nicht mehr mit Feen
beschäftigt, sich nicht mehr damit beschäftigen wollen. Das Notizbuch
sollte eigentlich im Müll verschwinden, doch ihre Mutter hatte es wieder
hinausgenommen und aufbewahrt, bis es Casey irgendwann in die Hände
gefallen war. Ihr Interesse an Feen war gestorben. Bei einem Autounfall
im Hochsommer. Zusammen mit ihrem Großvater.
Vorbei war die Verzauberung gewesen, die die Hingabe eines Mädchens
geweckt hatte. Sie verdrängte alle Geschichten, hielt sich für zu alt,
um an solchen Dingen festzuhalten, redete sich ein, nur um ihres
Großvaters Willen überhaupt so fasziniert gewesen zu sein. Das Notizbuch
verschwand und machte Platz für andere, in die sie keine Geschichten
mehr schrieb, keine Bilder mehr malte. Freizeit war für Schularbeiten
und Sport. Fantastereien hatten keinen Platz mehr in ihrem Leben. Nur
wenn jemand sie bat, malte sie noch Bilder.
Sie musste unbedingt wieder anfangen, zu schreiben und ernsthaft zu
zeichnen. Früher war es ein Ventil für sie gewesen, das sie jetzt
sicherlich wieder brauchen konnte. Als erstes würde sie sich daran
versuchen, eine Frau zu zeichnen. Eine Frau mit spitzen Ohren, lockigen
Haaren und violetten Augen.
Traurig, schön, nachdenklich, traurig, zauberhaft, traurig und einfach toll! ♥
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