Empfohlener Beitrag

[Überblick]

Ich fand, es ist mal an der Zeit, ein wenig Ordnung in die Challenge zu bringen. Immerhin ist es auch für mich schwierig geworden, immer die...

25.04.2012

Meme Challenge 2: Forever Alone

Erst einmal ein Aufruf :
Ich habe heute auf Tumblr gesehen, dass jemand Folgendes gepostet hat:

Send me a group of actors/actresses, and I’ll:

    Put iTunes on shuffle and pick a song, then
    Write a summary of a movie plot based on those actors and the song
    Make a graphic for that movie.


Das finde ich mal hochgradig interessant und da ich mich eh gerade darin verliebt habe, mir Movie Poster auszudenken, warte ich auf Vorschläge für Darsteller.


Zurück zu Challenge. Forever Alone. Ich dachte die ganze Zeit an diesen Spruch: "Ich hasse Menschen, Tiere und Pflanzen. Steine sind in Ordnung." Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, aber es ist nicht weit davon entfernt.


Wie wichtig mussten diese Leute sein, wenn sie es für nötig hielten, immer, überall erreichbar zu sein.
Sie saß in der Bahn, schaltete ihren iPod ein wenig lauter, weil sie die Gespräche um sich herum nur schwer ertragen konnte.
Gespräche an sich störten sie gar nicht so sehr, es war vielmehr der Fakt, dass sie den Gesprächspartner nicht sehen konnte, denn dieser steckte am anderen Ende der Verbindung vielleicht gerade im Stau oder nahm ein Bad und vertrieb sich die Zeit mit einem Plausch.
Den Sinn eines Handys hatte sie erkannt, fand die Erfindung sogar gut, doch ihr eigenes war zum Schluss nicht mehr als eine Uhr für sie gewesen. Gelegentlich hatte sie es aus ihrer Tasche geholt, wenn sie glaubte, ihre Armbanduhr würde nicht richtig funktionieren. Wo ihr Handy jetzt wohl war? Gesehen hatte sie es zuletzt vor einem halben Jahr, irgendwo in ihrer kleinen Wohnung. Bestimmt lag es sicher in einem Schrank, wo es still und heimlich jeden Monat Geld für einen Vertrag fraß. Den musste sie unbedingt kündigen.
Früher, ganz früher hatte sie ihr Handy auch benutzt. Da war sie noch nicht hier gewesen, sondern an einem Ort, den sie ihr Heim genannt hatte. Ein Ort voll mit Leuten, mit denen sie sich verstand und mit denen sie gerne kommunizierte. Dann hatten sich langsam ihre Wege getrennt, die Unterhaltungen wurden seltener. Das Handy klingelte nicht mehr, es piepste nur noch, wenn eine Kurznachricht einging. Dann blieb es still.
Seufzend schaute sie aus dem Fenster, strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Gleich musste sie aussteigen, zur Arbeit gehen, ihr Lächeln auflegen. Mit ihren Kollegen war sie nie warm geworden, was ihr bewusst machte, dass ihre Freunde von früher nicht wegen ihres einnehmenden Wesens mit ihr befreundet gewesen waren. Sie war eine Mitläuferin gewesen, die akzeptiert worden war. Doch von den Freunden dieser Zeit blieben nur Erinnerungen, die gemeinsamen Erlebnisse waren nun nicht mehr als verheißungsvolle Lichtpunkte an einem wolkenverhangenen Himmel. Aber sie würden die Wolkendecke nicht aufreißen lassen.
Hier musste sie aussteigen.
Quälend langsam erhob sie sich von ihrem Sitz, bat darum, durchgelassen zu werden, nickte, lächelte.
Diese telefonierenden Leute hatten sicher ein tolles Leben, ansonsten müssten sie ja nicht ständig ihren Armfortsatz aus der Tasche holen, um darüber mit jemandem am anderen Ende der Stadt zu reden, weil die Butter mal wieder ausgegangen war. Oder weil sie noch zig Einladungen verschicken mussten. Oder weil sie sich mit jemandem treffen sollten, mit dem sie sich so gar nicht verstanden.
Sie zuckte mit den Schultern, stieg endlich aus dieser Konservendose aus.
Wer brauchte schon ein Handy? Immerhin hieß dieses Gerät ja nicht, dass man sich nahe war, man redete einfach leere Phrasen in einen Kasten hinein, der diese zu einem anderen Kasten schickte, über welchen mit ebenso leeren Worten geantwortet wurde. Wenn man immer erreichbar war und sich ständig unterhielt, hatte das einzelne Wort keinen Wert mehr. Es wurde aus einem Fundus an Begriffen ausgewählt, ausgeworfen und wieder eingefangen, damit es in den Fundus zurückkommen konnte, damit es bei Bedarf wieder zur Verfügung stand. Aussagen tat es wenig, es sollte das Gegenüber – oder beim Telefonieren eben nicht Gegenüber – ruhig stellen.
Es regnete.
Sie holte ihren Regenschirm aus der Handtasche und schaute sich das Paar an, das vor ihr ging. Händchenhaltend. Es war doch wirklich zum Kotzen.
„Hast du denn gar keinen Freund?“, hatte man sie an einem ihrer ersten Tage auf der Arbeit gefragt. Sie hatte verneint, war ungläubig angeschaut worden. Sie sei doch jung und hübsch, da sei das doch ein Wunder. Darauf hatte sie nichts mehr gesagt, sich nur auf die Arbeit konzentriert. Der Fragesteller hatte nur noch ein paar Mal mit ihr gesprochen, dann war sie ihm zu langweilig geworden.
Gestern war diese Frage mal wieder von ihrer Mutter gekommen, die es sich nicht hatte nehmen lassen, unangekündigt bei ihr vorbeizuschauen. Dafür, dass sie in ihrer Freizeit nichts mache, sei ihre Wohnung zu verdreckt, hatte ihre Mutter gesagt. Wenn sie eh nichts mit ihrer Freizeit anfange, könne sie tun, was junge Leute so taten, sich in Schale werfen, unter Menschen gehen, Freunde machen.
Nein, das würde sie nicht tun.
Sie hatte es versucht, hatte geglaubt, es geschafft zu haben.
Aber von den Freunden, die sie einst gewonnen hatte, waren nur noch Schatten in der Erinnerung übrig. Schnell hatten sie ihre eigenen Leben gefunden, in denen sie keinen Platz mehr hatte.
Menschen, die sich Freunde nannten, waren falsch, ihre Versprechen gelogen, ihre Worte leer.
„Ich komme dich bald mal besuchen“, sollte einen vertrösten. „Ich vermisse dich“, war nichts als ein Satz, den man vor sich hin sagte.
Nein, sie brauchte diese Art Freunde nicht. Nicht mehr.
Im Internet hatte sie einen Ersatz dafür gefunden, Leute mit den gleichen Interessen und Vorlieben. Leute, die nicht darauf bestanden, dass man sich traf oder miteinander telefonierte, die ihr dafür viel näher waren, als diese Freunde aus ihrem alten Leben. Mit ihnen konnte sie über den größten Unsinn schreiben oder sich ernsthaft mit ihnen unterhalten. Das Gefühl, vom User am anderen Ende zum Narren gehalten zu werden, war irgendwann verschwunden, als sie gelernt hatte, zu diesen Leuten Vertrauen zu fassen.
Schicksal hatte sie wohl nicht so werden lassen, wie „normale“ Leute in ihrem Alter sein sollten. Sei’s drum. Keine Partys für sie, keine Cocktails. Stattdessen Bilder von Kätzchen und anderer Kram, über den man sich online amüsieren konnte. Das reichte ihr.
Sie öffnete die Tür zur Firma, bei der sie arbeitete und seufzte erneut. Es würde ein weiterer langer Tag werden.




1. Problem?
2. Forever Alone
3. FU
4. Why u no
5. You don't say
6. ... u mad?

3 Kommentare:

  1. Wunderschön, nachdenklich, ein bisschen traurig, tröstlich und... einfach schön. Ich weiß gar nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Die Umsetzung ist einfach klasse! Ich bin richtig begeistert! :) Ich glaube dieser Text ist mit einer meiner Favoriten deiner Werke hier! :D

    AntwortenLöschen
  2. Alexis Bledel, Thora Birch, Helena Bonham-Carter,
    Zachary Quinto, Zach Braff, Ben Barnes, Jim Parsons, Johnny Galecki.

    AntwortenLöschen
  3. Erst mal ein Dankeschön für deinen Kommentar :D
    Ich muss sagen, ich mag den Text auch (eigenloblölö), obwohl ich mir bei dem Thema zuerst unsicher war, wie man das umsetzen könnte.

    Oh, eine Darstellerliste! Inklusive Namen, die ich nicht kenne, aber DAS hält einen ja nicht ab, etwas daraus zu machen, nicht wahr?
    Bei der Vielzahl an Leuten, läuft es wohl auf zwei Poster hinaus. Arbeitarbeitarbeit :D

    AntwortenLöschen