Es war dieser Zustand zwischen richtigem Hunger und
Hunger aus Langweile, den sie so hasste. Kein Heißhunger, kein wirklicher
Appetit, aber sie hatte das Gefühl, sie müsse nun dringend etwas essen. Nichts
großes, nur ein Snack. Eine Stulle. Eine Schüssel Cornflakes.
Langsam bequemte sie sich zum Kühlschrank und blickte
hinein.
Milch war noch genug da, Butter auch. Aufschnitt tummelte
sich in verschiedenen Dosen. Die Hälfte davon war sicher bereits vor einer
Woche abgelaufen. Oder vor zwei.
Aber das würde diese plötzliche Lust auf Essen nicht
befriedigen können, dafür brauchte es mehr, dafür brauchte es Fett oder Zucker
oder beides.
Das würde sie hier nicht finden. Also ging sie zu ihrem
Süßigkeitenschränkchen, in dem immer genug davon zu finden war. Eigentlich.
Beim Blick in die untere Schublade stutzte sie, weil diese bis auf zwei einsame
Bonbons leer war. In der oberen Schublade waren hingegen noch jede Menge Tüten,
nicht nur Lakritz und Fruchtgummi, nein, auch Chips und Flips und anderer Kram
hatten sich hinein verirrt.
Ihr Magen rumorte.
Von diesen Sachen wollte sie auch nichts essen.
Wieder stiefelte sie zum Kühlschrank, der sich in der
vergangenen Minute hoffentlich auf wundersame Weise mit Dingen gefüllt hatte,
die genießbar waren.
Tür auf. Blick hinein.
Nichts, einfach gar nichts.
Jede Menge Müll fürs Mittagessen. Noch mehr Müll, um sich
Brote zu belegen. Ein Stück Torte, das vom Kaffee übriggeblieben war. Und
Gemüse.
Toll.
Sie schaute von vorne, schaute von oben, schaute von
unten durch die Scheiben, die dringend gesäubert werden müssten – und blieb an
etwas hängen, was sie vollkommen vergessen hatte, weil es untergebuddelt war.
Geduldig nahm sie alle Sachen heraus, die im Weg standen, bis sie endlich bei
dem angelangt war, nach dem es ihr wahrscheinlich schon die ganze Zeit über
gelüstet hatte, ohne dass sie sich dessen richtig bewusst war. Ein Paket
Schokolade. Aber nicht irgendein Paket, sondern eines von der
Geschmacksrichtung, bei der die Welt für einen Moment stillstand, wenn man das
erste Stück aß.
Voller Vorfreude nahm sie die Schokolade mit zum Tisch,
riss das hell-blau-grüne Papier auf und überlegte einen Moment, wie die Farbe
wohl wirklich heiß. Ja, es war irgendwas zwischen blau und grün, mit einem
deutlichen Hang zu letzterem, aber es war nicht türkis, sondern-
Der Geruch der kräftigen Schokolade ließ den Gedanken
verstummen. Namen von Farben waren eh nicht so ganz ihr Terrain, da genoss sie
schon lieber die zartschmelzende Textur auf ihrer Zunge. Herb. Genau so sollte
er im ersten Moment sein, herb, süß wäre nicht gut für das, was noch kommen
sollte. Sie begann langsam zu kauen, ganz langsam, damit sich der Geschmack der
Pfefferminze richtig in ihrem Mund entfalten konnte.
Ja. Mint. So war auch der Name der Farbe, weil es der
Name des Geschmacks war.
Das Gefühl zwischen richtigem Hunger und Hunger aus
Langweile würde sich sicher verziehen, wenn sie die ganze Tafel verputzt hatte.
Es liest sich zu sehr wie Caseys Sucht nach Kaffee...
"Es liest sich zu sehr wie Caseys Sucht nach Kaffee... "
AntwortenLöschenFand ich jetzt ganz und gar nicht. Dafür hab ich dank dir jetzt aber Heißhunger auf Minzschokolade!! D: Musstest du das unbedingt so verführerisch, verlockend beschreiben??? ;_;