Wirr ist hierfür gar keine Bezeichnung.
Er hatte ihr nichts getan und doch hasste sie ihn in dem
Moment, in dem sie ihn sah. Er sah ihrem Ex zu ähnlich, hatte den gleichen
leichtfüßigen Gang, die gleiche Neigung zu O-Beinen, das gleiche Lächeln. Zum
Reinschlagen. Mit Argusaugen beobachtete sie alles, was er tat, las auf seinem
Gesicht und dem Gesicht der Frau, mit der er sich unterhielt. Ein hübsches Ding
mit wasserstoffblonden Haaren und langen Beinen. Aber wenigstens wirkte diese
Person intelligent.
Sie saugte an ihrem Strohhalm, trank was auch immer sie
sich bestellt hatte, ehe ihr Blick auf ihn und seine Begleitung gefallen war.
Er stand auf, ging weg, grinste. Die Wasserstoffblonde kaute
indes auf der Unterlippe, versuchte, nicht zu weinen.
Was war nur- Das musste seine Schuld sein, er war es
gewesen, er hatte mit der Frau gespielt, sie benutzt, sie nun ihrem Schicksal
überlassen! Und er war zufrieden damit.
Das war zu viel.
Sie stand auf, ging dem Typen hinterher.
Der würde sein blaues Wunder erleben, denn, ja, sie war
gefährlich. Man sah es ihr nicht an, aber sie war es – und das war ihr Vorteil.
Beim letzten Mal hatte sie sich zurückgehalten, dass man Magie beherrschte,
konnte man eben nicht jedem anvertrauen. Aber diesmal…
„Hey, du!“, rief sie ihm nach, als sie an einer Stelle
ankamen, an der sie unbeobachtet waren.
„Meinen Sie mich?“, fragte er, während er sich mit einem
charmanten Lächeln umdrehte.
Sogar seine war wie die von ihrem Ex.
„Ja, dich. Was sollte das eben?“
„Was meinen Sie damit?“ Sein Ton machte deutlich, dass
sie für ihn lästig war.
Es war alles genau wie immer, genau wie vor ein paar
Monaten. Und sie hasste ihn!
„Tu doch nicht so, ich erkenne ein Arschloch, wenn ich es
vor mir sehe!“
„Sie müssen mich verwechs-“
Mit bloßer Willenskraft drückte sie seine Luft ab. Eine Fähigkeit,
die über Wochen trainiert worden war, durfte nun endlich eingesetzt werden.
„Nein, tu ich nicht“, sagte sie kalt.
Langsam fiel er auf den Boden, sie ging näher heran,
drückte ihren Absatz in seine Weichteile.
„Du hast dich nicht verändert, nicht ein bisschen, nur
diesmal sehe ich nicht tatenlos zu!“
Seine Arme ruderten in der Luft, sein Gesicht lief blau
an, während seiner Kehle nicht mehr als ein röchelnder Laut entrann.
Oh ja, es tat gut, es tat so gut – aber er sollte ihr
hier nicht unter den Fingern krepieren.
Sie ließ ihre Konzentration von seiner Atmung, hörte ihn
sofort tief nach Luft schnappen und husten. Dann wimmerte er. Bewegen konnte er
sich nicht, dafür sorgte sie schon mit ihrer Magie. Nein, er sollte schön dort
bleiben wo er war und fühlen, was ihr Absatz mit ihm anstellte.
„Ich habe… doch… nichts getan“, brachte er langsam
hervor.
Ach nein, das hatte er schon damals nicht. „Das sieht
dein kleines Blondchen bestimmt anders!“
Er zuckte, machte aber keinen Mucks, als sie die Position
ihres Absatzes ein wenig veränderte.
„Was machen Sie da?!“, ertönte eine Stimme von hinten.
Aus weiter Ferne, so schien ihr.
„Ich gebe ihm, was ihm gebührt!“, rief sie aus, spürte
Arme, die sie zurückzogen, doch sie wandte den Blick nicht von ihm.
Er war schuld, an allem. Er hatte ihr Leben zerstört, er
war es gewesen! Das sollte er nie wieder tun können!
Ja. Hm. Ich kann aber auch nicht so kurz vor Schluss einfach aufgeben...
Ich finde es wirklich interessant, wie du die heutige Challenge umgesetzt hast. Der Text gefällt mir sehr. Der Inhalt berührt, geht einem nahe.
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