Halbherzig fing ich an zu tippen, als ich das Thema las. Wieso habe ich
es nicht aus der Liste genommen, wo ich doch ganz genau weiß, dass ich
kein Interesse an Geschichte habe? Deshalb kenne ich mich auch nicht aus
und kann nichts dazu schreiben. Geschichte hat es einfach nie
geschafft, mich anzusprechen. Da ist es schon ein Wunder, dass ich
gerade DAS als Caseys Studienfach ausgesucht habe. Nun denn. Das war
bestimmt, um mich selbst u quälen, sollte sie irgendwann mal die
Kennerin raushängen lassen.
Deshalb ist hier auch kein einzelner Moment in der Geschichte beschrieben. Und eigentlich schneide ich auch kein Thema an. UND EIGENTLICH wollte ich heute das erste Mal wirklich aufgeben.
Auf Caseys Tisch lag ein Buch, das sie nicht kannte. Nun, es war
ohnehin schon erstaunlich genug, dass ein richtiges gedrucktes Buch auf
ihrem Tisch lag, wo sie doch einen Großteil der Lektüre, die sie lesen
wollte oder musste, ganz praktisch in elektronischer Form immer bei sich
tragen konnte. Doch es war noch viel erstaunlicher, dass es aussah, als
habe es schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel.
Casey konnte sich nicht daran erinnern, woher es gekommen war.
Bestimmt hatte Ludwig es ihr heimlich auf den Schreibtisch gelegt, um
ihr damit eine Freude zu machen. Ob es eine war, musste sich noch
herausstellen.
Schnell schlüpfte sie von ihrem Zimmer in die Küche, holte sich eine
Tüte Popcorn und ging dann wieder zurück. Lesen war wie Kino. Besser als
Kino. Es brauchte mehr Popcorn.
Zuerst überflog sie die Seiten, blätterte durch, blieb an Illustrationen hängen.
Geschichte.
Dann suchte sie sich die Stellen heraus, die am meisten interessierten.
Zwanzigstes Jahrhundert alter Zeitrechnung. So lange her und doch
noch so präsent in all den Büchern, die sie gelesen hatte, dass dieses
Zeitalter auch gerade vor zwei Tagen hätte zu Ende gegangen sein können.
Und ihr Steckenpferd.
Manchmal wünschte sie sich, sie könne dorthin zurückreisen und all
das mitmachen, was die Leute damals erlebt hatten. Die schönen Dinge wie
die Musik, die Mode, den Zeitgeist. Aber auch die schlimmen, all diese
Dinge, die sich in die Köpfe der Leute eingebrannt hatten. Weltkriege,
Naturkatastrophen, Konflikte, Wettrüsten, der Untergang eines
Luxusschiffes der Superlative– nach heutigen Standards natürlich
vollkommen veraltet.
Sie konnte sich gut vorstellen, endlich Rätsel zu klären, die nie
ganz geklärt worden waren oder über die lange spekuliert worden war.
War der King of Rock ’n’ Roll wirklich zum angegebenen Zeitpunkt verstorben?
Wieso war ein US-Präsident ermordet worden?
Gab es eine Möglichkeit, dem Eisberg doch noch auszuweichen?
Besonders interessierte sie jedoch der Fall der Berliner Mauer. Schon immer war sie davon fasziniert gewesen.
Schnell blätterte sie die Seiten um, fand jedoch nichts dazu. Und
auch über Kennedy stand nichts in dem Buch. Wie konnte das angehen, wenn
es doch die Geschichte- die Geschichte Großbritanniens. Na gut, der
Fall der Mauer war eben deutsche Geschichte, da konnte man nichts
machen.
Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll. Nicht etwa, weil der Text nicht gut war oder so. Nein, ich fand ihn Stilistisch und Inhaltlich wirklich gut. Bloß kommt es mir so dumm vor, einfach nur zu schreiben "Es war schön" - das wirkt so inhaltlos. Aber andererseits weiß ich wirklich nicht, wie ich es sonst sagen soll. Ich fand den Text wirklich toll.
AntwortenLöschenVielleicht ein paar Worte zu deinen Texten allgemein: Ich finde es super, dass man sofort darin eintauscht. Mitten ins Geschehen und sofort voll dabei ist. Und am Ende, ist nie wirklich ein Ende. Die Texte wirken wie Auszüge aus einem viel längeren Text. Und genau das macht sie so gut. :)